Geschäftskonten im Test: Fidor

Traditionelle Banken sind gut für Angestellte in traditionellen Jobs: Wenn das Geld einmal im Monat steuerbereinigt auf dem Konto landet, muss man nicht viele Gedanken ans Finanzmanagement verschwenden. Für Unternehmer und Selbstständige hingegen ist es besonders wichtig, ihre Einkünfte stets in Echtzeit im Blick zu haben. Deshalb werden agile Digitalbanken immer beliebter. Eine davon ist Fidor.

Was ist Fidor?
Fidor* ist eine internetbasierte Direktbank für Privat- und Geschäftskunden mit Hauptsitz in München. Sie ist in Deutschland lizenziert und wurde 2009 im Kontext der Finanzkrise gegründet. In einer Zeit, in der das Vertrauen in die Banken stark auf die Probe gestellt wurde, wollten die Gründer eine Art "Community Bank" aufbauen, die stark mit ihren Kunden interagiert und deren Vorschläge umsetzt.
Bekannt wurde sie zunächst mit Verrücktheiten wie dem "Like-Zins": Dabei konnten Nutzer auf Facebook mit "Likes" über die Höhe von Guthabenzins oder Dispozins mitbestimmen. Auch heute bleibt Social Banking ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal von Fidor, und in der offiziellen Community der Digitalbank können sich Kunden untereinander austauschen oder die Produkte mitgestalten.
Neben einem klassischen Girokonto gibt es bei Fidor natürlich auch ein Geschäftskonto. Was es kann, verrät unser Test.
Testbericht
Pro & Contra
benutzerfreundliche Bedienung
Auslandsüberweisungen möglich
interessante Extras wie der Speed Credit oder Krypto-Wallet-Einbindung
2FA nur per Handynummer
Bareinzahlung sehr teuer
Support nicht verlässlich
Kontoeröffnung & Bedienung
Nach der schnellen Online-Anmeldung findet eine Identifikationsüberprüfung per Webcam statt. Ganz digital geht es auch bei Fidor zunächst aber nicht: Als Neukunden müssen wir ein Dokument über den Zweck unseres Unternehmens ausdrucken, ausfüllen und unterschrieben als Scan zurücksenden. Dessen Überprüfung kann mehrere Tage in Anspruch nehmen, danach ist das Konto freigeschaltet.
Die Benutzeroberfläche von Fidor ist intuitiv und übersichtlich, aber optisch etwas weniger poliert und modern als bei anderen Digitalbanken. Es gibt viele Zusatzfunktionen, die ins Dashboard gebettet sind, doch lenken sie nicht vom Wesentlichen ab, wenn man sie nicht nutzt. Die Funktionen sind grob in "+" und "-" eingeteilt - also Bewegungen aufs und vom Konto.

Eine neue Überweisung ist mit wenigen Klicks erstellt. Sie können sie sofort oder zu einem bestimmten Termin ausführen, und als Vorlage für künftige Transaktionen speichern. Auch ein Dauerauftrag ist schnell und einfach eingerichtet.

Die Kreditkarte ist bei Fidor digital, wobei Sie kostenpflichtig auch eine Plastikkarte dazubestellen können. Im Web-Portal und der Fidor-App ist die digitale Karte hinterlegt, deren Nummer und Prüfnummer zur Sicherheit verborgen sind.

Die Smartphone-App selbst ist gleichermaßen benutzerfreundlich wie das Online-Banking im Browser. Sie können schnell durch ihre Transaktionen scrollen und mit wenigen Fingerbewegungen Geld senden, Daueraufträge einrichten oder zur Community wechseln.

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Die Community ist eine der Besonderheiten von Fidor. Hier können sich Kunden gegenseitig helfen und Fragen stellen, aber auch Vorschläge einbringen. Der Gedanke ist nett und Fidor beweist damit, dass die Mission einer Bank, die zuhört, in all den Jahren nicht in Vergessenheit geraten ist. Als "Normalnutzer" greift man aber vermutlich eher zum Direktsupport, als Zeit in Online-Banking-Foren zu verbringen.


2-Faktor-Authentisierung ist bei Fidor bisher leider nur per SMS möglich. Hier könnte man besonders digitalen Nomaden, die häufig SIM-Karten wechseln, etwas mehr entgegenkommen, denn ein Wechseln der angegebenen Telefonnummer erfordert stets eine E-Mail mit eingescannter Unterschrift. Die Freischaltung kann daraufhin mehrere Tage oder, wie im Fall unserer Testerin, sogar Wochen dauern.
Insgesamt sind wir jedoch zufrieden mit der Bedienung von Fidor: Online-Banking und Smartphone-App sind einfach und benutzerfreundlich und lassen wenig Frust aufkommen.
Note: 2,3
Zahlung & Funktionen
Fidor ist eine reine Digitalbank und verfügt über keine eigenen Filialen. Mit ihrer (optionalen und kostenpflichtigen) Mastercard können Nutzer jedoch an allen Automaten im In- und Ausland problemlos Geld abheben. Die Bareinzahlung hingegen ist mit Fidor Cash bei mehr als 12.000 Einzelhandelspartnern in ganz Deutschland möglich. Dafür müssen Sie in der Fidor Smart Banking App einen persönlichen Fidor Cash Code generieren, den Sie an der Kasse vorzeigen.
Auslandsüberweisungen sind bei Fidor kostenpflichtig möglich (mehr zu den Gebühren im nächsten Kapitel). Zahlungen von Kunden per Lastschrift hingegen erlaubt die Münchner Digitalbank bisher nicht.

Fidor unterstützt Apple Pay, macht hingegen auf Android-Handys Google Pay mit der eigenen mobile Bezahllösung "Fidor Pay" Konkurrenz. Damit können Sie, ein NFC-fähiges Smartphone vorausgesetzt, ganz einfach kontaktlos an der Kasse bezahlen.
Neben den Standard-Funktionen bietet Fidor auch das eine oder andere Extra, das die Münchner Online-Bank von der Konkurrenz abhebt. Der "Speed Credit" ist eines davon: Dabei handelt es sich um einen Dispokredit, mit dem Selbstständige kurzfristige Zahlungsengpässe überbrücken können. Er ist in nur einer Minute eingerichtet und hat einen Sollzinssatz von 12,50% bei einer Maximalsumme von 3.000 €. Um ihn gewährt zu bekommen, müssen Kunden:
- mindestens 6 Monate Kunde der Fidor Bank sein
- mindestens 1500 € Umsatz pro Monat seit 6 Monaten vorweisen können
- mindestens eine 2-jährige Geschäftstätigkeit beweisen
- einen Firmensitz in Deutschland haben

Eine weitere Besonderheit ist die Möglichkeit, Krypto-Wallets direkt im Fidor-Konto einzubinden. Falls Sie also Kryptowährungen wie Bitcoin besitzen, können Sie sie bequem im Fidor-Dashboard mitverwalten.
Features zur Buchhaltung, Rechnungserstellung oder andere unternehmensrelevante Tätigkeiten bietet Fidor nicht, verlinkt aber im "Market" zu relevanter Software.
Besonders fehlt uns bei Fidor eigentlich nur das Lastschriftverfahren für Kunden. "Nice to have" wären zudem Funktionen zur Buchhaltung, wie wir sie von anderen Digitalbanken mit ähnlichen Zielgruppen kennen. Dafür punktet Fidor mit dem Speed Credit, Auslandsüberweisungen - und dem Versprechen, seinen Kunden zuzuhören. Wenn die Community lange genug am Ball bleibt, könnte also auch das Lastschriftverfahren künftig Einzug halten.
Note: 2,0
Konditionen & Gebühren
Das Fidor-Geschäftskonto können Freiberufler, eingetragene Kaufleute, Einzelnehmen und GmbHs benutzen. Auch Unternehmen in Gründung, die noch auf ihre Eintragung ins Handelsregister warten, werden akzeptiert.
Verschiedene Tarife gibt es bei Fidor nicht. Das Smart Geschäftskonto verlangt eine Kontoführungsgebühr von 5,00 €, die allerdings wegfällt, wenn Sie 10 Tranksaktionen im Monat überschreiten. Eine digitale Kreditkarte ist kostenlos im Konto integriert, eine physische Karte kostet 3,00 € im Monat.
SEPA-Überweisungen kosten bei Fidor unbegrenzt nichts, Auslandsüberweisungen 0,50% der Summe und eine Gebühr (8,50 € für CHF, AUD und CAD, sonst 0,40 €). Die Bargeldabhebung an Geldautomaten im In- und Ausland kostet 3,00 €, wobei die erste Auszahlung jeden Monat kostenlos ist.
Einzahlungen über Fidor Cash sind bis zu 100,00 € kostenfrei. Danach fallen 1,99% auf den zusätzlichen Betrag an.
Eine vollständige Tarifübersicht finden Sie hier:
Smart (ohne Mastercard) | Smart (mit Mastercard) | ||
---|---|---|---|
Einrichtungsgebühr | 0,00 € | 0,00 € | |
Grundpreis pro Monat | 5,00 € | 8,00 € | |
Vertragslaufzeit (Monate) | 1 | 1 | |
Buchungen | |||
Preis pro Buchung | 0,00 € | 0,00 € | |
Buchungen inklusive | unbegrenzt | unbegrenzt | |
Abhebungen | |||
Preis pro Abhebung (500 €) | 3,00 € | 3,00 € | |
Abhebungen inklusive | 1 | 1 | |
Einzahlungen | |||
Einzahlungen möglich | unbegrenzt | unbegrenzt | |
Preis pro Einzahlung (500 €) | 19,00 € | 19,00 € | |
Einzahlungen inklusive | 0 | 0 | |
Kreditkarten | |||
Kreditkarten inklusive | 0 | 1 | |
Kreditkarten-Anbieter | - | Mastercard | |
Features | |||
Online Abschluss | |||
Deutsche Einlagensicherung | |||
Apple Pay | |||
Google Pay | |||
Echtzeitüberweisung | |||
Lastschrifteinzug | |||
Buchhaltungsschnittstelle | |||
Mögliche Unternehmensformen | Freiberufler Einzelunternehmen GmbH | Freiberufler Einzelunternehmen GmbH |
Kein Unternehmen gleicht dem anderen, und die Anzahl und Höhe der Transaktionen, Aus- und Einzahlungen sind bei jedem Kunden unterschiedlich. Wie viel Sie effektiv pro Monat für Ihr Fidor-Geschäftskonto bezahlen werden, können wir deshalb nicht definitiv sagen. Mit unserem Preisrechner können Sie jedoch verschiedene Nutzungsszenarien durchprobieren.
Zu Vergleichszwecken haben wir für unsere Rezensionen drei Nutzungsszenarien entworfen. Für Ein- und Auszahlungen haben wir dabei einen Wert von 500 Euro festgelegt, an dem wir die anfallenden Gebühren messen.
Szenario "Klein": Wenige Buchungen und Abhebungen, keine Bargeld-Einzahlung.
Szenario "Groß": Viele Buchungen, keine Bargeld-Einzahlung, gelegentliche Auszahlungen.
Szenario "Cash": Viele Ein- und Auszahlungen.
Szenario "Klein" | Szenario "Groß" | Szenario "Cash" | |
---|---|---|---|
Anzahl Buchungen | 50 | 1000 | 100 |
Einzahlungen Bargeld | 0 | 0 | 20 |
Auszahlungen Bargeld | 2 | 5 | 10 |
PREIS | €8,00 | €12,00 | €407,00 |
Durch die unbegrenzt kostenlosen SEPA-Transaktionen ist das Smart Geschäftskonto von Fidor sehr günstig, wenn man nicht regelmäßig Bargeld einzahlt, oder bei den Einzahlungen unter dem Limit bleibt. Wer mehr als 10 Transaktionen im Monat tätigt und nur einmal Bargeld abhebt, könnte das Konto sogar völlig kostenlos nutzen. Wer viele Bareinzahlungen vornimmt, zahlt hier jedoch wesentlich mehr als bei allen anderen Banken in unserem Test. Für Einzelhändler ist das Geschäftskonto deshalb nicht zu empfehlen.
Note: 2,3
Support
Der FAQ-Bereich von Fidor ist solide, lässt aber leider eine Suchfunktion vermissen. Dafür gibt es den Chatbot Ruby, der sich redliche Mühe gibt, aus Fragen die richtigen Schlüsselwörter aufzugreifen.
Direkten Kontakt mit dem Fidor-Team können Nutzer, neben dem bereits erwähnten Community-Bereich, per E-Mail und (in dringenden Fällen) Telefon aufnehmen.

Für unsere Testerin dauerte es mehr als fünf Wochen, ihr 2FA-Problem - eine eigentlich simple Angelegenheit - mit dem Fidor-Support abschließend zu klären. Ob sich Kunden gerade in dringenden Fällen auf die Digitalbank verlassen können, ist also fraglich. Auch in den Bewertungskanälen bemängeln viele Nutzer die langen Antwortzeiten.
Note: 3,0
Fazit
Fidor ist benutzerfreundlich und innovativ. Besonders Features wie der Speed Credit und die Krypto-Einbindung beweisen, dass die deutsche Digitalbank auch auf besondere Kundenwünsche eingeht. Für Unternehmer und Freiberufler, die keine oder nur geringe Bargeldeinzahlungen vornehmen, ist das Angebot zudem sehr günstig. Die Einzahlungsgebühren sind dafür höher als bei allen anderen Digitalbanken in unserem Test.
Dass Fidor ausdrücklich gegründet wurde, um etwas Vertrauen in den in Missgunst gefallenen Bankensektor zurückzubringen, zeigt sich im Verhalten der Bank zudem nicht unbedingt. Obwohl die Community-Features löblich sind, ist der Support langsam und nicht immer verlässlich, was auch in den Bewertungsportalen häufig kritisiert wird. Seiner Mission wird Fidor damit nicht ganz gerecht, auch wenn es oberflächlich nicht viel zu bemängeln gibt.

Erfahrungen
Bei Nutzern kommt Fidor eher mittelprächtig weg, wenn man den Bewertungskanälen Glauben schenkt. Besonders auf Trustpilot und Google lassen viele Rezensenten kein gutes Haar an der Bank: der Support wird oft als unfreundlich und langsam bezeichnet, Betrugsfälle würden nicht aufgeklärt, die Kosten seien zu hoch. Bessere Bewertungen gibt es bei BankingCheck.de. So schafft es Fidor insgesamt auf ein "befriedigendes" Ergebnis.
Alternativen





Häufige Fragen & Antworten
Ja, Fidor besitzt eine deutsche Banklizenz und wird von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) kontrolliert.
Fidor unterstützt Freiberufler, eingetragene Kaufleute, Einzelnehmen und GmbHs. Auch Unternehmen in Gründung, die noch auf ihre Eintragung ins Handelsregister warten, werden akzeptiert.
Ja, Fidor unterliegt der gesetzlichen Einlagensicherung. Dadurch sind alle Einlagen bis zu 100.000 € geschützt.
Ja, Fidor ermöglicht die Bargeldeinzahlung via Fidor Cash. Einzahlungen sind bis zu 100,00 € kostenfrei, danach fallen 1,99% auf den zusätzlichen Betrag an.
