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Farben und ihre Bedeutung: Was Sie bei der Auswahl von Farben beachten sollten

Autor
Julia Philipp
Letzte Aktualisierung
1. Feb. 2023

Stimmungen, Unternehmen, politische Parteien – ihnen allen kann man Farben zuordnen. Allein diese Tatsache zeigt schon, welche Rolle die Bedeutung von Farben in unserem alltäglichen Leben spielt. Als logische Konsequenz erfordert jede Kreation, besonders im Bereich Branding und Werbung, die Auseinandersetzung mit der optimalen Farbwahl. 

In diesem Artikel beleuchten wir die wichtigsten Aspekte des Themas Farbbedeutung und verraten, welche psychologische Wirkung unterschiedliche Farben haben können.

Was ist Farbe?

Die Definition des Begriffs Farbe für diesen Artikel lautet: Farbe ist eine durch Auge und Gehirn kreierte Wahrnehmung von Licht. 

Es gibt zunächst einmal vier Grundfarben. Das sind in unserem Kulturraum Rot, Blau, Gelb und Grün:

Die vier Grundfarben sind Rot, Blau, Gelb und Grün.

Man spricht bei diesen vier Farben von psychologischen Grundfarben. Zu unterscheiden sind sie von technischen Grundfarben, die je nach Farbmodell variieren (mehr hierzu im Artikel RGB vs. CMYK). 

Neben den Grundfarben gibt es in der Natur noch das Spektrum von Wellenlängen, die das menschliche Auge wahrnehmen kann. Es enthält die Grundfarben in verschiedenen Intensitäten und Tönen. So reicht zum Beispiel Blau von einer Wellenlänge von 380 nm (Violett) bis zu ca. 500 nm (Hellblau) und Rot von der eher Orange wahrgenommenen Wellenlänge 600 nm bis 780 nm (Dunkelrot).

Nachts sind alle Katzen grau

Nicht enthalten im Spektrum sind Grau, Weiß und Schwarz. Physikalisch gesehen handelt es sich hier auch nicht um bunte, sondern um unbunte Farben. Vereinfacht gesagt ist Weiß das reine Licht, Schwarz hingegen die Abwesenheit von Licht. Wird Schwarz durch sehr wenig Licht ergänzt, entsteht grau.

Kalt, warm, deutlich, undeutlich: Welche Rolle Farbtemperatur und Kontrast spielen

Nicht nur der Farbton ist entscheidend für die Farbwirkung, sondern auch die Farbtemperatur. Aufgrund unseres Empfindens von Farben kann eine Trennung zwischen warmen und kalten Farben stattfinden. Zu den warmen Farben zählen eher Rot- und Gelbtöne, die kalten Farben sind blau und grün. 

Am besten erklären lässt sich die Wirkung von Farbtemperatur anhand von Leuchtmitteln: Neonröhren in Büroräumen haben „kaltes Licht” mit hohem Blauanteil. Eine typische warme Beleuchtung entsteht im Kerzenschein, der eher gelb wirkt. Die Farbtemperatur spielt eine große Rolle bei der psychologischen Bewertung von Farbwirkung und Bedeutung. 

Ein Aspekt, der ebenfalls für die Farbbedeutung relevant ist, bezieht sich nur auf die Fälle, in denen mehrere Farben miteinander kombiniert werden: der Kontrast. Der einfachste Kontrast ist der zwischen Hell und Dunkel. Er wirkt zum Beispiel in Grafiken, wenn der Fokus des Betrachters besonders auf die hellste Stelle des Bildes geleitet werden soll. 

Weitere Kontraste neben dem Hell-Dunkel-Kontrast sind:

  • der Kalt-Warm-Kontrast

  • der Komplementärkontrast (Einsatz von im Farbkreis gegenüberliegenden Farben)

  • der Simultankontrast (Wechselwirkung zwischen angrenzenden Farben)

  • der Qualitätskontrast (Leuchtend-starke Farbe kombiniert mit wenig gesättigter Farbe) 

  • der Farbe-an-sich-Kontrast (Kombination mehrerer Grundfarben)

Farbe: Viel mehr als Physik 

Wie bereits angedeutet, ist Farbe viel mehr als die physikalische Erklärung. Jeder Mensch hat mindestens eine Lieblingsfarbe, es gibt unzählige Farbwörter und noch mehr verschiedene Assoziationen mit Farben. 

Hinzu kommt, dass jeder Mensch Farben unterschiedlich wahrnimmt. Nicht selten wird zum Beispiel darüber diskutiert, ob ein Gegenstand nun lila oder blau, grün oder gelb ist. Im Jahr 2015 diskutierte zum Beispiel das Netz über ein Kleid: War es weiß-gold oder schwarz-blau gestreift?

Weiß-Gold oder Blau-Schwarz: Wer erinnert sich noch an die Debatte um dieses Kleid? (Originalquelle: swiked.tumblr.com)

Forscher erklären die Verwirrung damit, dass die Betrachter das Gesehene einfach unterschiedlich im Gehirn verarbeiten und damit, wie die Beleuchtung des gesamten Bildes wirkt. Wer besonders auf die Helligkeit um das Kleid herum achtet, empfindet die Streifen des Kleides als dunkel, also Schwarz und Blau. Andersherum, ohne die Beleuchtung des Bildes zu beachten, wirkt das Kleid eher Gold und Weiß. 

Umso wichtiger ist es, zu verstehen, dass das folgende Kapitel über die Farbpsychologie grundsätzlich subjektiv einzuschätzen ist. Man kann sich zum Beispiel mit der Wirkung einer Corporate Design Farbe nie zu 100 % sicher sein, dass alle Interessenten die Wirkung gleich verstehen. 

Farbpsychologie und -symbolik: Wie Farben wirken

Jede Farbe wird mit bestimmten Eigenschaften, Emotionen und Bedeutungen assoziiert. Die sind zwar nicht für jede Person genau gleich – doch dass es (je nach Kulturkreis) bestimmte Muster und Regeln gibt, machen sich natürlich auch viele Webdesigner zunutze. Wir stellen kurz vor, wofür unterschiedliche Farben heute stehen:

Rot

Rot ist eine starke Farbe. Assoziationen sind zum Beispiel Liebe, Blut, Tod, Warnung, Schärfe, Feuer, Energie, Hass. Verwendet wird Rot häufig als Korrekturfarbe, bzw. um besondere Signale zu setzen.

Für längere Texte oder große Flächen in der Raumgestaltung ist Rot eher ungeeignet. Rottöne mit hoher Sättigung und niedrigem Schwarzwert sind zum Beispiel Feuerrot und Verkehrsrot. Steigt der Schwarzwert, entstehen Töne wie Bordeauxrot und Weinrot.

Rot ist eine Signalfarbe, die Dringlichkeit vermittelt – Nachrichtensender wie n-tv oder CNN verwenden sie nicht nur im Logo, sondern auch für ihre „Breaking News“ (Quelle: n-tv.de)

Grün

Grüntöne stehen für die Natur und das pflanzliche Leben auf der Erde. Ebenfalls verbindet man mit Grün Dinge wie Ampelgrün, Gesundheit, Wachstum, Gift, Neid oder Hoffnung. Verwendet wird Grün zum Beispiel für positive Nachrichten, Bioprodukte und Natürlichkeit.

Dunkle Grüntöne strahlen, ähnlich wie Dunkelblau, Seriosität aus und lassen sich auch mit Wohlstand und Geld assoziieren. Klassische Grüntöne sind Blattgrün, Mintgrün, Tannengrün und Giftgrün. 

Grün steht häufig für die Natur, Gesundheit und Pflanzen (Quelle: dehner.de).

Gelb

Bei Gelb handelt es sich um die hellste Grundfarbe. Typische Assoziationen sind Sommer, Sonne, Freundlichkeit, Lebendigkeit sowie Neid, Geiz, Eifersucht und Egoismus. Ein typischer Anwendungsfall sind Signalschilder bzw. in Verbindung mit Schwarz auch Warnhinweise. Oft verwendete Farbwörter sind Blond, Maisgelb, Zitronengelb oder Sonnenblumengelb. 

Blau

Blau ist eine kältere Farbe. Typische Assoziationen sind Himmel, Wasser, Technologie, Frische, geistige Tugend, Rationalität und Ruhe. Gängige Anwendungsfälle für Blau sind zum Beispiel Corporate Colors von Technologieunternehmen, Anwälten und Banken, aber auch Babykleidung für Jungen sowie Uniformen.

Zu beachten bei der Arbeit mit Blautönen ist, dass sehr helle Töne eher als weiblich empfunden werden und dunkelblau eher als männlich. Bekannte Farbwörter im blauen Spektrum sind Azur, Babyblau, Aquamarin, Türkis und Indigoblau. 

Intel, HP, Facebook, Twitter, Skype, Samsung, IBM: Die Zahl der Tech-Unternehmen, die auf die Farbe Blau setzen, ist groß (Quelle: intel.de).

Orange

Als freundlich und gut sichtbar gilt auch Orange. Assoziationen sind zum Beispiel Frucht, Energie, Überschwang, Spaß, Süße oder auch Herbst. Häufig wird Orange für auffällige Elemente in der Werbung oder als Partner von Braun in erdfarbenen Gestaltungen, zum Beispiel bei Kleidung oder der Raumgestaltung, verwendet.

Farbwörter gibt es für Orange nicht so viele wie bei den anderen Farben, zu nennen sind zum Beispiel Apricot, Lachs, Mandarine oder Pfirsich. 

Violett

Ähnlich wie Orange spielt Violett eine untergeordnete Rolle im Farbenspiel unserer Umwelt. Typische Assoziationen sind Religion, Feminismus, Esoterik, Fantasie, Eitelkeit, Sünde. Es gibt zahlreiche lila Blüten in der Natur. In der Werbung wird Violett eher weniger verwendet, mal abgesehen von Milka (die mittlerweile sogar als einzige Schokolade lila verpackt sein darf). Farbwörter für Violetttöne sind neben Lila noch Purpur, Flieder und Veilchenblau. 

Milka hat die Farbe Violett gepachtet (Quelle: milka.de)

Pink/ Rosa

Rosa wird oft als die „Farbe der Mädchen” gehandhabt. Zwischen Rosa und Pink machen viele dabei keinen Unterschied – wobei echtes Pink, also Magenta, im Marketing vor allem von der Telekom bekannt ist.

An sich sieht man Pink und Rosa eher selten in der Werbung. Mit Pink und Rosa werden Weiblichkeit, Romantik und Kindlichkeit verbunden. Weitere Farbwörter in dieser Gruppe sind Pastellrosa, Rosé oder Flamingo. 

Braun

Braun steht häufig für Natürlichkeit. Man denkt an die Erde, den Boden oder einfach nur ans Draußen. Deshalb setzen beispielsweise Outdoor-Unternehmen oder Anbieter natürlich hergestellter Produkte oft auf Brauntöne.

Auch im Gastronomie-Bereich ist Braun eine beliebte Farbe, zum Beispiel bei Bäckereien oder natürlich Schokoladenherstellern. Nicht selten wird Braun aber auch im Luxussektor – in Verbindung mit Gold – als Grundfarbe eingesetzt. Mit Braun assoziiert werden auch Gemütlichkeit, Wärme und Naturmaterialien. 

Bei der Farbe Braun denken viele Konsumenten sofort an Schokolade (Quelle: mms.com)

Farbtrends der Jahrzehnte

Ein Blick auf die Farbtrends der letzten Jahrzehnte zeigt besonders gut, dass unterschiedliche Farben unterschiedlich wirken. Bei Orange denkt man sofort an die Siebziger, bei Neonfarben an die Achtziger. Bei der Erarbeitung von Farbkonzepten im Bereich Corporate Branding kann es sehr hilfreich sein, sich mit den zeitlichen Trends von Farben auseinanderzusetzen. Es kann bei der zielgruppengerechten Farbwahl unterstützen und Denkanstöße für kreative Farbkombinationen geben. 

Corporate Branding: Natürlich in der Lieblingsfarbe „vom Chef”?

Wer die visuelle Identität eines Unternehmens erarbeitet, sollte sich der beschriebenen Definition und der psychologischen Wirkung von Farben bewusst sein. So wird Farbe ein Teil von Erfolgskonzepten. Sie spielt eine große Rolle dabei, ob eine Gestaltung funktioniert: Man definiert die gewünschte Wirkung und testet dann, welche Farbe diese bei den Testpersonen (am besten natürlich aus der Zielgruppe) am ehesten erzeugt. Dies macht man für verschiedene Funktionsbereiche von Farbe, wie zum Beispiel Stimmungserzeugung, Lesbarkeit, Blicklenkung und Strukturierung. 

Es geht also nicht darum, die Corporate Color nach dem Geschmack des Gründers zu wählen – sondern sie als Teil einer erfolgreichen Unternehmenskonzeption zu sehen. 

Beispiele für starke Farbkonzepte von Unternehmen gibt es viele. Besonders im deutschen Sprachraum sticht natürlich die Deutsche Telekom hervor mit ihrem Magenta. Das Unternehmen hat die Farbe bei seiner „Gründung sehr bewusst gewählt, um (...) sich und (...) seine Marke im Bereich der Informations- und Telekommunikationstechnologie eindeutig zu positionieren”. Das Konzept ist auch aufgrund des Seltenheitswerts von Magenta kommunikativ voll aufgegangen. 

Wer in Deutschland die Farbe Magenta sieht, denkt vermutlich sofort an die Telekom.

Farbbedeutung im Digital Design nutzen

Aber zurück zu einfacheren Aspekten der Arbeit mit Farben: Medien, die Interaktion mit dem Menschen ermöglichen, sind geradezu prädestiniert dafür, Farben strategisch klug einzusetzen. Im Digital Design ist es das Ziel, Produkte nutzbar zu machen und sie optisch gleichzeitig in das Company Design einzugliedern. 

Farben können Ihnen dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen. Man kann den User damit lenken und Inhalte durch Farben strukturieren. Ein zielgruppengerechtes Farbdesign kann die Verweildauer in Apps und auf Webseiten verlängern. Am Ende trägt die Farbgestaltung – bei der man die Theorie der Farbbedeutung berücksichtigt hat – auch dazu bei, mehr Geschäftsabschlüsse zu generieren (Konversionsoptimierung).

Fazit

Farbe ist ein mächtiges Werkzeug, das Unternehmen zu ihrem Vorteil nutzen können – beispielsweise, um Stimmungen oder Gefühle zu erzeugen und Aktionen zu signalisieren. Kein Designer sollte die Überzeugungskraft von Farbe unterschätzen.

Doch obwohl es bestimmte Regeln und Assoziationen gibt, die wir in diesem Artikel vorgestellt haben, bleibt die Interpretation von Farben immer subjektiv. Sie sollten also nie enttäuscht sein, wenn etwas bei Ihrer Zielgruppe nicht auf Anhieb funktioniert. Durch A/B-Tests lässt sich in der Regel schnell der erfolgreichste Farbton eines Elements/ eines Designs herausfinden.

Wenn Sie sich mehr mit den praktischen Aspekten der Arbeit mit Farbe beschäftigen möchten, sollten Sie unserem Artikel RGB vs. CMYK: Die wichtigsten Unterschiede, einfach erklärt einen Besuch abstatten. Wenn Sie kein Design-Profi sind, aber für Ihren visuellen Output (z. B. Illustrationen, Poster oder Online-Anzeigen) trotzdem eine Farbauswahl treffen möchten, die funktioniert, können Vorlagen und Farbpaletten von Online-Design-Tools wie Canva eine große Hilfe sein.

Autor: Julia Philipp
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