The Great Firewall of China: Wie sie funktioniert und wie man sie umgeht

Mit dem Projekt „Goldener Schild“ setzte die chinesische Regierung schon 1998 die Kontrolle des Internets auf die Agenda. 2003 starteten die ersten Maßnahmen, die offiziell der nationalen Sicherheit dienen. Hauptziel ist jedoch unbestritten die Zensur unerwünschter Inhalte im Netz, die der Kommunistischen Partei zuwider sind. Doch wie funktioniert die sogenannte „Great Firewall“ – und noch wichtiger: Wie können Sie sie umgehen?
Die „Great Firewall of China“ ist nicht nur ein Stück Software, sondern die Summe aller Maßnahmen zur Internetzensur in China. Jene ist dort nämlich allgegenwärtig, sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen. Letztere genossen in der Vergangenheit mehr Freiheiten und vor allem ausländische Firmen waren in der Lage, die Zensur relativ leicht zu umgehen. In den vergangenen Jahren wird es jedoch auch für sie zunehmend problematisch, auf das freie Internet zuzugreifen.
Ein Nebeneffekt der Zensurmaßnahmen ist die Förderung chinesischer IT-Konzerne: Da Websites wie Google und Amazon gesperrt sind, haben sich chinesische Tech-Riesen wie Alibaba, Tencent und Baidu etabliert. Dasselbe gilt für soziale Netzwerke, denn weil die US-Weltführer Facebook, Twitter und YouTube blockiert sind, nutzen die Menschen chinesische Dienste wie Weibo, WeChat und Kuaishou, die erfolgreiche Bezahlmodelle anbieten.
Weibo ist Chinas Antwort auf Twitter, allerdings mit deutlich mehr Zensur.
In diesem Artikel erklären wir, wie die große Firewall funktioniert, welche Websites davon betroffen sind, und wie Sie sie bei einer China-Reise überwinden können.
Die Great Firewall of China stört den Datenverkehr auf verschiedenen Ebenen. Physikalisch gesehen fängt sie alle Datenpakete im Abschnitt zwischen Router und Gateway ab. Folgende Methoden kommen zur Anwendung:
In der Sonderverwaltungszone Macau ist das Internet nicht zensiert. Bis vor kurzem galt das auch für Hongkong. Im Zuge der politischen Unruhen der letzten Jahre nimmt die Überwachung dort jedoch zu. Seit 2020 ermöglicht ein Gesetz der Regierung, stärker in die Pressefreiheit einzugreifen. Generell bleibt Hongkong freier als das Festlandchina. Dennoch ist es auch hier empfehlenswert, mit einem VPN die eigene Anonymität zu schützen.
Die Great Firewall blockiert viele Dienste und Inhalte, und wird regelmäßig erweitert und aktualisiert.
Wer sich als Tourist oder zu Arbeitszwecken in China aufhält, möchte selbstverständlich auf seine gewohnten Apps und Websites wie Gmail, Twitter und Google Maps zugreifen oder internationale Nachrichtenseiten wie zu Hause lesen. Das ist nur auf Umwegen mit den Methoden möglich, die wir in den nächsten Abschnitten vorstellen.
Der gängigste Weg, an der Great Firewall of China vorbeizusurfen, ist nach wie vor ein Virtual Private Network (VPN). VPN-Provider unterhalten Netzwerke, deren Server sich weltweit verteilt befinden. Wer den Dienst abonniert, leitet seinen Traffic vom Provider zu diesem Server und erst dann zu den gewünschten Webseiten um. Zudem erfolgt die Kommunikation stets verschlüsselt. Dadurch lassen sich sowohl IP-Sperren als Überwachung vermeiden.
Auf unseren Testsieger NordVPN ist auch in China Verlass.
Allerdings sollten Sie bei einer VPN-Nutzung in China diese Besonderheiten beachten:
Das verteilte Netzwerk Tor (The Onion Router) mit Knoten auf der ganzen Welt funktioniert ähnlich wie ein VPN. Jede Anfrage reist verschlüsselt zu einem Knoten (Eintrittspunkt) und gelangt über mehrere Server zum Austrittsknoten. Da sich der Datenverkehr innerhalb des Netzwerks nur bis zum vorherigen Knoten verfolgen lässt, bleibt die ursprüngliche IP des Nutzers verborgen. Der Traffic vom Austrittsknoten bis zum Endserver ist allerdings unverschlüsselt. Folgende Besonderheiten gelten in China:
Mit dem Tor Browser surfen Sie sicher, aber langsamer.
Eine andere Möglichkeit, die Great Firewall zu überwinden, ist der Internetzugang mit mobilen Daten und Roaming. Beim Roaming entsteht eine Art Tunnel zum Provider in der Heimat. Damit erhält der Nutzer beispielsweise eine deutsche IP-Adresse und ist von der Zensur nicht betroffen.
Ein Proxy fungiert genau wie ein VPN als Mittelsmann zwischen Client und Server. Allerdings verschlüsseln nicht alle Proxys die Datenpakete mit so sicheren Verschlüsselungsalgorithmen wie VPNs. Auch verstecken sie nicht immer die IP-Adresse des Nutzers. Der Open Source Proxy Shadowsocks ⇱ nutzt das Protokoll SOCKS5, das den Traffic wie HTTPS-Traffic aussehen lässt. Im Vergleich zu einem VPN gibt es folgende Vor- und Nachteile:
VPN | Tor | Proxy | |
---|---|---|---|
Sicherheit | Hoch | Hoch | Mittel |
Anonymität | Hoch | Hoch | Niedrig |
Kosten | Niedrig | Keine | Keine oder niedrig |
Verschlüsselung | Für alle Daten hochwirksam | Nur vom Client zum Entry Relay | Nur bei manchen Anbietern |
Geschwindigkeit | Hoch bis mittel | Niedrig | Sehr hoch |
Erfolgswahrscheinlichkeit bei Zensurumgehung | Je nach Provider | Mittel | Hoch |
Die Great Firewall of China zensiert von der chinesischen Regierung unerwünschte Seiten, indem sie IP-Adressen blockiert und den Datenverkehr überwacht. VPN-Dienste und Proxys leiten den Traffic zu ausländischen Servern um, bevor er zum eigentlichen Ziel gelangt. Damit lässt theoretisch die Zensur umgehen, doch in letzter Zeit sind auch VPN-Anbieter häufig von Sperren betroffen.
Proxy-Verbindungen umgehen die Great Firewall besser, ihre Verschlüsselung ist aber weniger sicher. Wer seine sensiblen Daten vor Überwachung schützen möchte, sollte einen VPN-Anbieter nutzen, der auch in China zuverlässig funktioniert. Geht es nur darum, ohne Zensur zu surfen, sorgt ein Proxy für schnelle Verbindungen. Eine weitere Alternative stellt das internationale Datenroaming dar. Hier lohnt es sich, Provider zu vergleichen, um Kosten zu sparen. Das Tor-Netzwerk ist in China dagegen unzuverlässig. Prinzipiell ist eine Verbindung möglich, doch meist langsam.
Die chinesische Regierung möchte mit der Zensur verhindern, dass sich politisch unerwünschte Inhalte verbreiten. Des Weiteren sorgt die Sperre der US-Internetriesen wie Google und Facebook dafür, dass chinesische Tech-Unternehmen sich auf dem inländischen Markt ohne Konkurrenz behaupten.