Kostenloses Geschäftskonto - 5 Banken & Fintechs im Test

Geschäftskonto - ja oder nein? Auf dem Weg in die Selbstständigkeit stellt sich diese Frage irgendwann jeder. Schließlich wäre es kurzfristig weniger Aufwand, einfach weiter das Privatkonto zu nutzen, auch für geschäftliche Zwecke. Doch ist das überhaupt erlaubt?
Rechtlich ist diese Frage einfach zu beantworten: Ja, es ist erlaubt - für Freiberufler und Alleinunternehmer zumindest. Auch das Finanzamt sieht kein Problem, wenn geschäftliche Transaktionen über ein Privatkonto laufen. Gesetzlich vorgeschrieben ist ein Geschäftskonto nur für Kapitalgesellschaften (GmbH, AG, UG, eG, eV, KGaA). Doch der rechtliche Aspekt ist nicht das einzige Argument, das für ein dediziertes Geschäftskonto spricht.
Es gibt beispielsweise Banken, deren AGBs die gewerbliche Nutzung ihrer Privatkonten nicht vorsehen. Eigeninteresse spielt dabei natürlich eine Rolle, denn Geschäftskonten sind in der Regel teurer als Privatkonten. Diese Kosten können sich für Selbstständige und Unternehmer jedoch auszahlen (und dabei als Betriebsausgaben steuerlich geltend gemacht werden), weil Geschäftskonten betriebliche Tätigkeiten wie die Buchhaltung sehr viel einfacher machen. Auch die Zuweisung von Belegen und Buchungen, wie auch die Kommunikation mit dem Finanzamt, sind wesentlich unkomplizierter.
Zudem sind nicht alle Geschäftskonten teuer. In unserem großen Test haben wir uns 11 Konten genauer angeschaut, von denen 5 einen kostenlosen Tarif haben.
Testsieger: N26 Geschäftskonto

Das Geschäftskonto von N26 ist an Einfachheit kaum zu überbieten: Das Web-Portal ist übersichtlich, die Smartphone-App intuitiv und die Kontoeröffnung dauert nur wenige Minuten. Durch fehlende Transaktionsgebühren ist die Nutzung zudem auch tatsächlich kostenlos, solange Sie keine Bargeldeinzahlungen vornehmen oder das Auszahlungslimit überschreiten. Die 1,5 % Einzahlungsgebühr summiert sich hingegen mit der Zeit, preislich liegt N26 in diesem Nutzungszenario deshalb im Mittelfeld.
Ein paar Schattenseiten hat die N26-Kombination aus "einfach" und "günstig" aber auch: Manche grundlegende Funktionen wie der Lastschrifteinzug bei Kunden und die Möglichkeit, Überweisungen in Fremdwährungen durchzuführen, fehlen leider. Wer darauf verzichten kann, findet bei N26 aber ein hervorragendes Allround-Geschäftskonto.
Kontist Geschäftskonto

Das Alleinstellungsmerkmal von Kontist ist die automatische Steuerbereinigung: Immer wenn Geld auf Ihrem Kontist-Konto eingeht, werden die Steueranteile automatisch berechnet und an die entsprechenden Unterkonten weitergeleitet. So sehen Sie auf Ihrem Hauptkonto nur den bereinigten Nettobetrag. Zudem halten sich auch die Kosten gering, denn Transaktionsgebühren gibt es keine, nur Abhebungen werden mit einer kleinen Gebühr von 2,00 € berechnet.
Bargeld können Sie auf Ihr Kontist-Konto allerdings leider nicht einzahlen, und auch Transaktionen außerhalb des SEPA-Raums oder Lastschrifteinzug bei Kunden sind bisher nicht möglich.
Holvi Geschäftskonto

Genau wie bei Kontist ist die Bargeldeinzahlung bei Holvi bisher nicht möglich. So günstig wie Kontist ist Holvi in den übrigen Bereichen allerdings nicht: Die Abhebegebühr macht besonders die Abhebung höherer Beträge sehr teuer, und die Transaktionsgebühr von 0,25 € pro Buchung, wenn man die 500 kostenlosen Buchungen überschreitet, summiert sich für Power-Nutzer.
Holvi überzeugt dafür mit einer hohen Benutzerfreundlichkeit, praktischen Features zur Buchhaltung und Rechnungsstellung und einem soliden Support per Telefon, E-Mail und Chat.
Fyrst Geschäftskonto

Bei FYRST gibt es im BASE-Tarif keine Kontoführungsgebühren, doch wirklich kostenlos ist das Geschäftskonto nur für Nutzer, die monatlich nicht mehr als 50 Buchungen tätigen und dabei kein Geld abheben oder einzahlen. Wegen der recht niedrigen Limits für Gratis-Buchungen und relativ hohen Kosten für die Bargeldeinzahlung zählt FYRST für Nutzer mit vielen Buchungen und regelmäßigen Einzahlungen sogar eher zu den kostspieligeren Geschäftskonten auf dem Markt.
Positiv hervorzuheben sind die gute Bedienung, viele Funktionen und praktische Tools zum Projektmanagement und der Buchhaltung. Außerdem vereint FYRST als digitale Tochter der DB Privat- und Firmenkundenbank die Qualitäten von Tradition und Fintech, und stellt Kunden neben intuitiver Usability auch das große Filialnetz der Postbank zur Verfügung.
DKB Geschäftskonto
Allgemein schafft es das Geschäftskonto der DKB in unserem Test nur auf ein "befriedigend". Das liegt am veralteten Interface, das gerade im Vergleich zu den agilen Digitalbanken dieser Top 5 wie ein Relikt aus den Anfangszeiten des Online-Bankings wirkt. Auch mit dem Support, bei dem uns ein Mitarbeiter gar unhöflich begegnete, haben wir keine gute Erfahrung gemacht.
Was an Vertrauen fehlt, gleicht die DKB dafür mit Niedrigpreisen aus: Gebührenlose Transaktionen, Einzahlungen und Abhebungen sorgen für eine tatsächlich völlig kostenlose Kontoführung, ganz egal, wie Sie Ihr Konto verwenden. Hier kann kein einziger Anbieter aus unserem Test mithalten, deshalb ist die DKB für Sparfüchse trotz Mängel unschlagbar. Dieses Schnäppchen ist allerdings einer auserwählten Gruppe vorbehalten, denn die DKB akzeptiert ausschließlich bestimmte Freiberufler wie Notare, Rechtsanwälte, Insolvenzverwalter oder gewerblich tätige Immobilienverwalter.
Fazit
Kostenlos heißt nicht gleich kostenlos. Dass Sie für Ihr Geschäftskonto keine Kontoführungsgebühr bezahlen, heißt also noch lange nicht, dass die Kontoführung Ihren Geldbeutel nicht beansprucht. Wie hoch die Gebühren für Standard-Funktionen wie Transaktionen oder Ein- und Auszahlungen sind, ist deshalb genauso wichtig.
Das einzige wirklich in jederlei Hinsicht kostenlose Geschäftskonto gibt es damit bei der DKB (und dort auch nur für bestimmte Freiberufler), doch je nach Ihrer individuellen Nutzung sind auch andere Anbieter sehr günstig oder, falls bestimmte Nutzungslimits eingehalten werden, kostenlos. Insgesamt könnte es aber auch sein, dass Sie effektiv weniger bezahlen, wenn Sie ein Konto mit Kontoführungsgebühren wählen. Mit dem Preisrechner in unserem großen Geschäftskonto-Test können Sie die Angebote miteinander vergleichen und auf Ihre Nutzungsszenarien abstimmen.
