Tor Alternative: 4 Alternativen, um anonym zu surfen
Jeden Tag nutzen mehr als 2 Millionen Menschen Tor, um anonym durchs Internet zu surfen. Doch Tor ist nicht die einzige Methode, mit der Sie Ihre Privatsphäre im Netz schützen und Zensurmaßnahmen umgehen können.
Je nachdem, welche Funktionen von Tor Ihnen am wichtigsten sind, kommen einige Alternativen infrage. Wir stellen die Nachteile von Tor vor und verraten, welche Programme noch einen Blick wert sind.
Der Tor Browser – Ihr Ticket zum Tor-Netzwerk.
Nachteile von Tor
Sehen wir uns zunächst an, warum die Frage nach Alternativen überhaupt relevant ist. Tor hat nämlich auch ein paar Schwächen und Nachteile, die Nutzer des Netzwerks kennen sollten:
Tor ist oft langsam
Tor erkämpft Anonymität für seine Nutzer, indem es deren Verbindung über mehrere Server an verschiedenen Standorten lenkt. Das hat Auswirkungen auf die Verbindungsqualität und -geschwindigkeit. Mit Tor surfen Sie deutlich langsamer als ohne – was sich an langen Ladezeiten oder Rucklern beim Video-Streaming bemerkbar machen kann.Keine hundertprozentige Anonymität
Tor allein garantiert keine hundertprozentige Anonymität oder Sicherheit vor Tracking. Es kommt auch darauf an, was Sie mit Tor anstellen. Wenn Sie sich im Tor-Browser beispielsweise in Ihren Social Media-Konten wie Facebook anmelden, kann Ihr Surfverhalten trotzdem nachvollzogen werden. Außerdem können Sie an einen bösartigen Exit-Knoten geraten, der Sie zwar nicht identifizieren kann, aber Zugriff auf die gesendeten Daten erhält.Tor-Nutzer stehen bei Regierungen unter Generalverdacht
Tor wird nicht nur von politischen Dissidenten wie Edward Snowden und Julian Assange genutzt, sondern auch von Kriminellen, die die Spuren ihrer Taten verwischen möchten. Aus all diesen Gründen sehen Regierungen und Nachrichtendienste, insbesondere der US-Auslandsgeheimdienst NSA, Tor-Nutzer grundlegend kritisch.Langsamer Start
Wenn Sie den Tor-Browser öffnen, muss jener erst einmal eine Verbindung zum Tor-Netzwerk herstellen. Bis Sie mit dem Surfen anfangen können, vergehen also ein paar Sekunden.Tor ist in manchen Ländern blockiert
Manche Länder, beispielsweise China, Russland oder der Iran, haben das Tor-Netzwerk komplett blockiert. Dort sollten Sie also noch vorsichtiger sein, weil autoritäre Regierungen Tor-Nutzer noch kritischer betrachten.Tor schützt nicht vor Malware
Sie können Tor für anonyme Downloads nutzen. Allerdings ist Tor kein Malware-Schutz, somit können Sie sich auch bei Downloads über das Tor-Netzwerk Viren oder Trojaner einfangen.Im Darknet lauern Gefahren
Mit Tor erhalten Sie Zugriff aufs Darknet. Hier gibt es viele legitime Inhalte – aber auch Ecken für allerlei kriminelle Machenschaften. Seien Sie also vorsichtig, was Sie im Darknet anstellen und welche Seiten Sie besuchen.
Top 4 Alternativen zu Tor & Tor Browser
Welche Tor-Alternative die beste ist, hängt ganz davon ab, was genau Sie erreichen möchten. Wir stellen vier Alternativen und ihre Vor- und Nachteile vor.
Tor-Alternative 1: VPN-Dienste
Auch ein VPN-Dienst sorgt für Privatsphäre, indem er Ihren Traffic über einen Zwischenserver lenkt. Dabei wird Ihre Verbindung verschlüsselt und Ihre IP-Adresse maskiert. So kann niemand nachvollziehen, was Sie im Internet anstellen, und Sie können beispielsweise Ländersperren beim Streaming umgehen, etwa um auf ausländische Netflix-Kataloge zuzugreifen.
Ein VPN stellt sich schützend zwischen Ihre Geräte und das Internet.
Das Prinzip ist ähnlich, doch in der Praxis gibt es einige Unterschiede zu Tor:
Ein VPN lenkt Ihren Traffic meist nur über einen einzigen Server weiter. Deshalb sind Verbindungen über VPN-Server in der Regel deutlich schneller und stabiler. Somit eignen sich VPN-Dienste beispielsweise für Video-Streaming.
Es gibt nur ein Tor-Netzwerk, das von einer weltweiten Community Freiwilliger betrieben wird. Dagegen gibt es zahlreiche VPN-Anbieter, die allesamt ihr eigenes Server-Netzwerk betreiben. Die meisten Anbieter versprechen, keine Nutzerdaten zu protokollieren, doch im Gegensatz zu Tor vertrauen Sie Ihre Daten einem privaten Unternehmen an.
Während Sie Tor nur auf Windows, macOS, Linux und Android nutzen können, gibt es VPN-Dienste für zahlreiche Plattformen, inklusive Router und Smart-TVs.
Mit einem VPN erhalten Sie Zugriff auf Server auf der ganzen Welt, die Sie per Mausklick in Sekundenschnelle auswählen können. Im Tor-Browser müssen Sie dies etwas umständlich manuell einstellen. Wenn Sie Ländersperren überwinden oder auf Inhalte bestimmter Länder zugreifen möchten, ist ein VPN somit die bessere Wahl.
VPNs sind in der Regel kostenpflichtig, wobei es auch kostenlose Versionen mit gewissen Einschränkungen gibt.
Sie anonym surfen, aber nicht allzu viel Geschwindigkeit dafür einbüßen möchten.
Sie bequem Ländersperren umgehen möchten, beispielsweise um ausländischen Streaming-Content oder im Urlaub heimische Mediatheken freizuschalten.
Sie regelmäßig und zuverlässig Zensurmaßnahmen umgehen möchten (beispielsweise bei einer Reise nach China).
Sie Ihre Privatsphäre im öffentlichen WLAN schützen möchten.
Im EXPERTE.de-VPN-Vergleich haben wir 22 VPN-Dienste auf den Prüfstand gestellt. Unsere Top 3 möchten wir Ihnen hier kurz vorstellen:
NordVPN: Der EXPERTE.de-Testsieger
NordVPN ist unser VPN-Testsieger, weil der Dienst mit Sitz in Panama Benutzerfreundlichkeit, Sicherheit und Geschwindigkeit zu einem hervorragenden VPN-Gesamtpaket kombiniert. Auch das Server-Netzwerk kann sich sehen lassen, denn NordVPN ist mit mehr als 5.000 Servern in 58 Ländern vertreten. In unserem VPN-Speedtest, bei dem wir regelmäßig die Up- und Download-Geschwindigkeiten von VPNs messen, erreichte NordVPN sogar den ersten Platz.
Darüber hinaus bietet NordVPN zahlreiche Funktionen, inklusive Split-Tunneling und Sicherheitsfeatures wie Malware-Schutz, und macht die Bedienung mit einer intuitiv-eleganten Benutzeroberfläche kinderleicht.
ExpressVPN: Darum geht es in diesem Abschnitt
ExpressVPN ist ein guter Allrounder, der mit Top-Geschwindigkeiten, einem großen, 94 Länder starken Server-Netzwerk und benutzerfreundlichen Anwendungen überzeugt. Auch die Browser-Extension von ExpressVPN hat uns gut gefallen, weshalb wir sie zur besten Erweiterung für Chrome und Firefox gekürt haben.
Allerdings ist ExpressVPN deutlich teurer als andere Programme – zumindest, wenn man die jeweils günstigsten, langfristigen Tarife der Anbieter vergleicht.
Surfshark: Darum geht es in diesem Abschnitt
Surfshark hingegen ist im 24-Monats-Tarif eines der günstigsten VPNs auf dem Markt und nur 1/3 so teuer wie ExpressVPN. Unser Preis-Leistungs-Sieger punktet aber auch an anderer Stelle: Die Up- und Download-Geschwindigkeiten waren in unserem Test exzellent, die Sicherheit ist durch externe Audits bestätigt, und an Features hat Surfshark ebenfalls nicht gegeizt.
Tor-Alternative 2: P2P-Netzwerke fürs Darknet
Wenn Sie Tor vor allem als Zugriffspunkt fürs Darknet nutzen, gibt es Alternativen in Form von dedizierten P2P-Netzwerken. Jene bieten sozusagen Zugang zu einem „eigenen“ Internet, das getrennt vom World Wide Web funktioniert.
Sie primär aufs Darknet zugreifen möchten und einen eigens dafür konzipierten Dienst suchen.
Sie wissen, was Sie tun, und ausreichend IT-Kenntnisse besitzen, um die manuelle Einrichtung vorzunehmen und die Tools richtig zu konfigurieren.
Auch hier stehen mehrere Programme zur Auswahl, beispielsweise:
I2P: Das unsichtbare Internet
I2P (Invisible Internet Project) ist eine Art Ersatz für das „normale“ Internet, ein in sich geschlossenes Darknet. Es handelt sich um ein dezentrales Netzwerk, das nach dem P2P-Prinzip funktioniert: Jeder Nutzer im Netzwerk wird zum Knotenpunkt, jedes Gerät im Netzwerk agiert als Router. Allerdings kann keiner der Knotenpunkte irgendwelche Daten, die durchs Netzwerk geschickt werden, auslesen.
Auch I2P hat den Schutz der Anonymität und Privatsphäre seiner Nutzer zum Ziel. Im Gegensatz zu Tor handelt es sich jedoch um ein geschlossenes Netzwerk: Daten kommen am Ende nicht bei öffentlichen Servern raus (und können somit eventuell abgefangen werden, beispielsweise von Nachrichtenagenturen), sondern bleiben stets innerhalb des I2P-Netzwerks.
„Willkommen im unsichtbaren Internet“, verkündet I2P.
Zwischen Tor und I2P gibt es somit einige Unterschiede:
Während Sie mit Tor auch aufs normale Internet zugreifen können, wurde I2P konkret fürs Darknet konzipiert. Sie benötigen spezielle, auf Java basierende Software, mit der Sie beispielsweise E-Mails schreiben, Torrents herunterladen oder anonyme Websites innerhalb des I2P-Netzwerks (sogenannte Eepsites) besuchen können.
Neben Onion-Routing, das bei Tor zum Einsatz kommt, setzt I2P auch auf das sogenannte Garlic-Routing, was den Dienst noch etwas sicherer macht. Bei I2P werden nämlich stets mehrere Datenpakete verschickt, die verschiedene Knotenpunkte durchlaufen. Der Traffic verläuft dabei innerhalb I2P unidirektional, und wird jedes Mal durch einen anderen Tunnel geleitet. Bei Tor durchläuft eingehender und ausgehender Verkehr hingegen stets die gleichen Knoten. Deshalb ist I2P noch etwas sicherer vor Angriffen auf die Privatsphäre als Tor.
Die I2P-Anwendung ist für Windows, Linux, Debian/ Ubuntu und Android erhältlich, aber nicht für iOS.
Während Sie die Tor-App einfach herunterladen und sofort verwenden können, müssen Sie I2P erst manuell konfigurieren.
ZeroNet: Das BitTorrent-basierte Netzwerk
Genau wie I2P ist auch ZeroNet eine Art paralleles Internet, bei dem Websites nicht auf einem oder mehreren Servern gehostet werden, sondern in einem P2P-Netzwerk. Statt einer IP-Adresse haben die Seiten des ZeroNets jeweils einen eindeutigen öffentlichen Schlüssel als Kennung. Dafür wird die Bitcoin-Kryptografie BIP32 verwendet.
ZeroNet ist ein P2P-Netzwerk auf BitTorrent-Basis.
Auch ZeroNet hat ein paar Besonderheiten im Vergleich zu Tor:
Standardmäßig ist ZeroNet für anonyme Datenübertragung ausgelegt, doch es gibt eine integrierte Tor-Funktion, mit der Sie die Tor-Verschlüsselung auch im ZeroNet verwenden können.
Um ZeroNet zu nutzen, benötigen Sie keinen speziellen Browser. Sie müssen nur die ZeroNet-Anwendung herunterladen und aktivieren, und können Ihren regulären Browser verwenden.
ZeroNet funktioniert auf BitTorrent-Basis. Ähnlich wie bei BitTorrent werden die Websites im ZeroNet-Netzwerk von den Nutzern „geseedet“. Dadurch sind sie kostenlos, immer aufrufbar und vor Zensur geschützt.
Tor-Alternative 3: Privacy-Browser
Tor ist nicht nur ein Netzwerk, sondern auch ein Browser, der das Tor-Netzwerk nutzt. Doch Tor ist nicht der einzige Browser auf dem Markt, der mit Sicherheit und Anonymität wirbt. Es gibt noch weitere, sogenannte Privacy-Browser, die stärker auf Privatsphäre bedacht sind als Chrome, Internet Explorer & Co.
Bei diesen Browsern handelt es sich jedoch eher um „klassische“ Browser, die bestimmte Sicherheitsfunktionen bieten oder manche Datenschutz- und Privatsphäre-Einstellungen standardmäßig aktiviert haben.
Sie einen gewissen Grad an Anonymität beim Surfen erreichen möchten, ohne Einbußen bei der Geschwindigkeit in Kauf zu nehmen.
Sie sich vor Tracking oder Cookies schützen möchten.
Sie Ihre Privatsphäre vor anderen Nutzern derselben Geräte schützen möchten.
Es gibt mittlerweile unzählige Privacy-Browser – beispielsweise:
Brave
Brave ist ein Privacy-Browser, der genau wie Google Chrome auf Chromium basiert. Tracking wird bei Brave standardmäßig blockiert und auch vor Browser-Fingerprinting werden Sie geschützt. Sie können Ihre Sicherheitseinstellungen im Browser aber individuell granular konfigurieren.
Allerdings funktioniert Brave eher wie ein herkömmlicher Browser – das heißt, Onion-Routing wie bei Tor oder andere extravagante Verschlüsselungs-Prinzipien werden nicht angewandt. Dafür surfen Sie natürlich wesentlich schneller als mit dem Tor-Browser.
Brave ist herkömmlichen Browsern in Sachen Datenschutz voraus.
Epic Browser
Der Epic Browser ist ein weiterer Privacy-Browser, der mehr Anonymität im Netz verspricht. Er basiert ebenfalls auf dem Chromium-Framework. Mit dem Browser, der keinerlei Daten über Sie sammelt, surfen Sie sozusagen stets automatisch im Inkognito-Modus.
Es werden keine Seitenverläufe gespeichert, alle Daten werden am Ende der Sitzung automatisch gelöscht, und Tracking wird blockiert. Features, die möglicherweise Ihre Privatsphäre gefährden – beispielsweise Autofill, Suchverläufe oder Plug-ins, werden automatisch blockiert.
Epic zählt zu den beliebtesten Privacy-Browsern.
Tor-Alternative 4: Proxy-Server
Auch Proxy-Server leiten Ihren Traffic um – über sogenannte Stellvertreter-Server (= Proxies). Der Proxy-Server schickt Ihre Anfragen an die Websites, die Sie besuchen, weiter, und schickt sie wieder zurück zu Ihnen. Dadurch „berühren“ Sie die Websites, die Sie besuchen, nicht direkt, und jene können bestimmte Dinge – Ihren Standort oder Ihren ISP beispielsweise – nicht herausfinden, weil Sie die IP-Adresse des Proxy-Servers übernehmen.
Auch Proxy-Server haben im Vergleich zu Tor (und VPNs) einige Besonderheiten:
Proxy-Server maskieren zwar Ihre IP-Adresse, verschlüsseln die Verbindung aber nicht. Sie bieten einen gewissen Grad an Anonymität, können aber mit Tor in dieser Hinsicht nicht mithalten.
Proxy-Server beeinflussen die Verbindungsgeschwindigkeit weniger als Tor, wobei die Performance stark vom Proxy-Server abhängig ist.
Sie müssen kein Extra-Programm herunterladen, sondern die Proxy-Einstellungen nur im Betriebssystem bzw. Browser konfigurieren.
Es gibt kostenlose Proxy-Server, aber auch kostenpflichtige Angebote. Die kostenlosen Proxies sind häufig unzuverlässig oder langsam.
Außerdem gibt es simple Web-Proxy-Dienste. Damit können Sie schnell und unkompliziert eine Proxy-Verbindung zu einer bestimmten Website aufbauen, wenn Sie einfach nur eine bestimmte Ländersperre umgehen möchten.
Sie gelegentlich bestimmte Ländersperren unkompliziert umgehen möchten.
Sie Ihre IP verheimlichen möchten, aber auf eine Verschlüsselung Ihres Traffics verzichten können.
Privatsphäre nicht Ihr Anliegen Nr. 1 ist.
Was Sie noch alles über Proxy-Server wissen müssen, lesen Sie im EXPERTE.de-Guide Proxy Bedeutung einfach erklärt: Was ist ein Proxy-Server?
Eine Liste aktueller kostenloser Proxy-Server haben wir hier für Sie zusammengestellt:
Fazit
Tor ist nicht das einzige Tool, das mehr Anonymität und Privatsphäre im Internet verspricht. Je nachdem, was Sie erreichen möchten, kommen einige Alternativen infrage.
Ein VPN ist ein praktisches Hilfsmittel, mit dem Sie Ihre Verbindung verschlüsseln und Ihre IP-Adresse maskieren können, um ohne große Performance-Verluste anonym zu surfen und Ländersperren zu umgehen. Für Video-Streaming sind VPNs besonders geeignet.
Proxy-Server sind geeignet, wenn Sie nur gelegentlich Ländersperren auf Websites überwinden möchten, um auf bestimmte Online-Inhalte zuzugreifen.
Wenn Sie Zugang zum Darknet benötigen oder abseits des regulären WWW sicher und zensurfrei kommunizieren möchten, kommen P2P-Netzwerke als Alternative infrage.
Falls Sie Tracking unterbinden möchten und sich einen Browser wünschen, der etwas mehr auf Sicherheit bedacht ist als die Standard-Webbrowser, lohnt sich ein Blick zu den Privacy-Browsern.