
Avira Phantom VPN Test: Eine gute Wahl in 2023?
Das wachsende Bedürfnis von Internetnutzern, ihren Datenverkehr im Netz vor den Augen Dritter zu beschützen, bringt immer mehr Entwickler dazu, ihr Software-Portfolio um ein VPN zu erweitern. Auch Avira, der deutsche Softwareanbieter, der vor allem für sein Antivirusprogramm bekannt ist, ist mittlerweile auf den VPN-Zug aufgesprungen.
Ob das PhantomVPN der Beweis ist, dass Unternehmen besser bei ihren Kernkompetenzen bleiben sollten, oder Avira auch an der VPN-Front überzeugt, verrät unser Test.

Was ist Avira Phantom VPN?
Phantom VPN* ist ein VPN aus dem Hause Avira. Der deutsche Virenschutz-Spezialist mit Sitz in Tettnang beschützt Nutzer nun nicht mehr nur vor Malware, sondern auch den neugierigen Blicken von Behörden, Unternehmen oder Hackern. Auf dem heiß umkämpften VPN-Markt ist das Phantom VPN eher ein Neuankömmling, der mit Aviras Know-how in Fragen der IT-Sicherheit allerdings eine Art Heimvorteil genießt.
Avira Phantom VPN Test
einfache und benutzerfreundliche Anwendungen
Top-Performance
Gratis-Version mit bis zu 500 MB pro Monat
kein unabhängiger Sicherheits-Audit
wenig Funktionen
nicht zuverlässig beim Streaming ausländischer Inhalte
DNS-Leak im Test
Bedienung und Features
Phantom VPN-Anwendungen gibt es für Windows, MacOS, Android und iOS. Alle anderen Betriebssysteme und Geräte wie Router oder Streaming-Sticks gehen allerdings leer aus, denn eine manuelle Konfiguration ermöglicht Avira bisher nicht. Dafür gibt es noch eine Browser-Erweiterung für Chrome, die sich automatisch installiert.
Etwas nervig ist, dass neben der Phantom VPN-Anwendung im Hintergrund auch immer der übergeordnete Avira-Hub läuft, mit dem Sie Ihre übrigen Programme des Anbieters verwalten. Wenn man nur das VPN nutzt, ist das zusätzliche Icon in der Taskleiste einfach überflüssig.

Im Avira-Hub behalten Sie den Überblick über all Ihre Avira-Programme
Die App selbst orientiert sich mit dem schmalen Fenster und der Quick Connect-Platzierung an bewährten VPN-Anbietern, ist aber kein Hingucker und etwas weniger elegant als etwa die Anwendungen von NordVPN oder ExpressVPN. Alles auf den ersten Blick findet man aber auch hier: Mit einem Klick auf den grünen Button werden Sie zum bestmöglichen Server – oder je nach Einstellungen zu einem bestimmten Standort – verbunden.

Sie können im Phantom VPN-Client zwischen Light und Dark Mode wechseln
Die komplette Länder-Liste öffnet sich beim Klick auf das unterstrichene Feld über dem Verbindungs-Button. Aufgrund der überschaubaren Server-Anzahl gibt es weder Favoriten, noch irgendwelche Kategorien. Dafür können Sie anhand von Ping-Angaben die Performance der jeweiligen Server vorab einschätzen.

Im Auswahlmenü finden Sie alle verfügbaren Standorte mit Angaben zur Qualität der Verbindung
Die Einstellungen, die Sie über das Zahnrad-Symbol in der oberen Leiste erreichen, sind überschaubar. Sie können die Quick Connect-Verbindung auswählen oder für gewisse Netzwerke eine automatische VPN-Verbindung festlegen. Zudem gibt es einen Kill Switch und einen eingebauten Malware-Blocker. Split Tunneling sucht man leider vergebens, und auch bei der Protokoll-Auswahl sind Sie an die Voreinstellungen gebunden.

Bei den Funktionen bleibt das Avira VPN bei den Basics
Mobile App
Am Smartphone sind die Einstellungen noch knapper, der Kill Switch fehlt hier etwa, doch ansonsten funktioniert in den mobilen Apps alles ganz genauso wie am Desktop. Auch mobil können Sie eine automatische VPN-Verbindung für bestimmte Netzwerke festlegen, sodass Sie so gut wie immer geschützt sind. Außerdem gibt es hier die Möglichkeit, das neue WireGuard-Protokoll zu nutzen – später dazu mehr.

Die Smartphone-App sieht dem Desktop-Client sehr ähnlich
Das Phantom VPN deckt die grundlegendsten VPN Funktionen ab, geht aber sparsam mit Zusatz-Features und Konfigurationsmöglichkeiten um. Klar ist, dass Avira besonders Nutzer anspricht, die bereits andere Produkte aus der Software-Palette des Anbieters verwenden, und jene um ein einfaches VPN erweitern möchten.
Einfach ist dabei wirklich das Stichwort: Das Phantom VPN ist benutzerfreundlich, und allzu viel Schnickschnack lenkt bei VPNs sowieso eher ab. Funktionen wie Split Tunneling oder die Möglichkeit, auch manuell Verbindungen mit Geräten wie Routern einzurichten, sollten allerdings Standard sein.
Server-Netzwerk
Das Phantom VPN stellt 1.400 Server in 34 Ländern zur Verfügung. Wie erwartet befinden sich die meisten Server in Europa und Nordamerika, mit zusätzlichen Standorten in Japan, Israel oder Brasilien.
Die Server-Anzahl ist mittlerweile mehr als solide, auch wenn die Länderliste im Vergleich zu anderen VPNs, die teilweise mehr als 100 Länder abdecken, nicht gerade beeindruckend ist. Wir gehen aber davon aus, dass das Netzwerk künftig weiter wachsen wird.
Performance
Weil Avira leider keine OpenVPN-Server bereitstellt (sondern den Zugang nur per App ermöglicht), konnten wir das Phantom VPN nicht in unser reguläres Testschema für den Vergleich mit den anderen getesteten Programmen aufnehmen. Stattdessen unterzogen wir das VPN einem manuellen Test, bei dem wir im Download 184,74 Mbit/s, im Upload 9,49 Mbit/s erreichten. Zum Vergleich: Ohne VPN-Tunnel lag der Download bei 205,5 Mbit/s, der Upload bei 11,44 Mbit/s.

Avira Phantom VPN lieferte im Test hervorragende Geschwindigkeiten
Für sich betrachtet sind diese Geschwindigkeiten exzellent und Avira Phantom VPN macht damit auch den schnellsten VPN-Anbietern in unserem Test Konkurrenz. Allerdings ist das Ergebnis im Vergleich zu unserem Speedtest natürlich weniger repräsentativ, weil wir keinen Durchschnitt über einen längeren Zeitraum messen konnten.
Hier finden Sie zum Vergleich die Up- und Download-Geschwindigkeiten der VPNs aus unserem Speedtest:



















Unsere Erfahrung beim Surfen mit dem Phantom VPN bestätigte den guten Eindruck: Wir erlebten die VPN-Tunnel als zuverlässig und stabil, nervige Captchas bei Suchanfragen gab es nicht.
Enttäuscht waren wir hingegen beim Besuch von Streaming-Seiten. Ob Netflix, Amazon Prime Video, Disney+ oder der BBC iPlayer: Jeder Dienst durchschaute unseren gefälschten Standort und ließ uns nicht auf Streaming-Inhalte zugreifen.
Wenn Sie ein VPN also nicht primär für Streaming-Zwecke suchen oder auf dieses Extra zur Not verzichten können, ist das Avira Phantom VPN in Sachen Geschwindigkeit eine gute Wahl.
Sicherheit und Privatsphäre
Das Phantom VPN verschlüsselt Verbindungen mit dem sicheren AES 256-Standard und setzt beim Protokoll auf OpenVPN, das noch bis vor Kurzem als Goldstandard der VPN-Protokolle gehandelt wurde. Mittlerweile gibt es dafür mit WireGuard einen neuen Anwärter, der bisher allerdings nur in der Android-App verfügbar ist.
Bei unseren Standard VPN Leak Tests gab es auf Windows keine Probleme; bei macOS traten weder WebRTC- noch IPv6- Leaks auf, dafür wurde bei einer Verbindung mit einem VPN-Server in den USA ein DNS-Leak festgestellt: DNS-Anfragen wurden dabei zum DNS-Server unseres lokalen Providers (Vodafone) weitergeleitet, statt zum DNS-Server des VPNs. Das bedeutet, dass wir zumindest eine Weile lang trotz VPN-Tunnel nicht anonym im Netz unterwegs waren.

Leider kam es im Test zu einem DNS-Leak
Und wie sieht es in Sachen Privatsphäre aus?
In den Datenschutzrichtlinien verspricht Avira, keine Daten an Drittanbieter zu verkaufen. Personenbezogene Daten, etwa zur IP-Adresse, werden von Avira nicht gespeichert. Ob Sie Diagnose-Daten ans Unternehmen senden möchten, können Sie zudem selbst auswählen. Eine strikte "No Logging"-Richtlinie gibt es bei Avira nicht, und skeptisch sollte man auch die Datenschutz-Angaben der Anbieter immer behandeln.
Einem unabhängigen Audit hat sich Avira eigenen Angaben zuletzt 2016 unterzogen, also dem Jahr der Veröffentlichung. Weil wir dazu allerdings keinen Report finden konnten, müssen wir uns dabei auf das Wort des Anbieters verlassen – und genau das sollte ein Drittanbieter-Audit ja vermeiden. Bis uns Avira hierzu mehr Informationen liefert, können wir uns auf diese Angabe also nicht verlassen.
Zudem muss sich Avira aufgrund seines Standortes an die deutschen Gesetze der Vorratsdatenspeicherung halten, und Deutschland ist natürlich Teil der 14-Augen-Allianz und teilt Informationen mit anderen Ländern und deren Geheimdiensten. Im Gegensatz zu anderen VPNs mit Sitz in Panama oder den Britischen Jungferninseln, die den Augen der internationalen Geheimdienste durch entsprechende Gesetzgebung entgehen, liefert Avira in dieser Hinsicht also weniger Garantien.
Wir sind enttäuscht: Neben dem ärgerlichen DNS-Leak empfinden wir vor allem das Fehlen eines unabhängigen Sicherheits-Audits als Manko – denn einige Dienste wie TunnelBear oder NordVPN zeigen, dass regelmäßige Überprüfungen durch Drittanbieter durchaus möglich sind. Gerade weil Avira bei der IT-Sicherheit eigentlich ganz im eigenen Territorium sein sollte, ist es schade, dass wir im Test auf echte Gefahren stießen und Fragen offen bleiben.
Kundensupport
Auf der Avira-Website gibt es eine Wissensdatenbank mit einigen FAQs, die jedoch ausführlicher sein könnten. Generell hat Avira das Problem großer Software-Suites, dass alle Programme in einem einzigen Hilfezentrum untergebracht werden müssen, und jede Kategorie für sich betrachtet dabei nur rudimentär abgedeckt wird.
Ein Forum mit VPN-Unterbereich gibt es ebenfalls; zum Zeitpunkt der Rezension fanden wir dort etwa 300 Beiträge. Mit einer Suchfunktion können Sie Beiträge im Forum und den FAQs gezielt ausfindig machen.

Support gibt es per E-Mail und Telefon
Persönliche Unterstützung bietet Avira per Telefon und Support-Ticket, einen Support-Chat gibt es allerdings nicht. Die Telefonzeiten sind zudem stark eingeschränkt: Nur von 14 bis 17 Uhr sind Support-Mitarbeitende Montag bis Freitag erreichbar. Hier sind andere Anbieter mit Telefon-Support deutlich besser erreichbar.
Nach unserer Frage per Kontaktformular mussten wir uns eine Weile gedulden: Erst fünf Tage später meldete sich eine Mitarbeiterin mit einer Antwort. Wer sich schnelle Hilfe erhofft, wird bei Avira leider enttäuscht.
Preisgestaltung
In der Pro-Version befindet sich das Phantom VPN im mittleren Preissegment. Neben dem monatlichen und dem günstigeren jährlichen Plan gibt es auch einen mobilen Tarif, falls Sie das VPN nur für Ihr Smartphone benötigen. Bezahlen können Sie per Kreditkarte, Lastschrift und PayPal.
Free | Pro (12 Monate) | Pro (1 Monat) | |
---|---|---|---|
Monatlicher Effektivpreis | 0,00 € | 5,00 € | 7,95 € |
Vertragslaufzeit (Monate) | 0 | 12 | 1 |
Limits | |||
Datenvolumen | 0,5 GB | unbegrenzt | unbegrenzt |
Anzahl Geräte | unbegrenzt | unbegrenzt | unbegrenzt |
Funktionen | |||
Anzahl Server | 150 | 150 | 150 |
Anzahl Länder | 34 | 34 | 34 |
Keine Serverlogs | ✓ | ✓ | ✓ |
P2P erlaubt | ✓ | ✓ | ✓ |
Tor Zugang | ✗ | ✗ | ✗ |
Kill Switch | ✓ | ✓ | ✓ |
Protokolle | OpenVPN | OpenVPN | OpenVPN |
Anders als die meisten VPN-Anbieter hat Avira auch eine Gratis-Version im Angebot, mit der Sie auf ein Datenvolumen von 500 MB im Monat beschränkt sind. Allerdings können Sie unbegrenzt viele Geräte verbinden und auf das volle Server-Netzwerk zugreifen.
Am Smartphone gibt es eine 7-tägige Testversion der Premium-Version des VPNs, außerdem erhalten Sie bei Unzufriedenheit 30 Tage lang Ihr Geld zurück.
Fazit
Aviras Phantom VPN ist in vielerlei Hinsicht solide, tut aber wenig dafür, sich wirklich aus der Masse hervorzuheben. Das Server-Netz könnte mehr Länder umfassen, der Support lässt zu wünschen übrig und wichtige Features fehlen. Einige der Probleme des VPN-Dienstes könnten seinem noch jungen Alter geschuldet sein, denn gerade das Aufbauen einer guten Server-Infrastruktur kostet Zeit.
Dafür machten die Geschwindigkeiten des VPNs einen exzellenten Eindruck, auch wenn wir sie aufgrund fehlender OpenVPN-Server nicht mit unserem Speedtest testen konnten und nur eine Momentaufnahme möglich war. Attraktiv ist natürlich auch die Gratis-Version des VPNs. Wenn man außerdem bereits andere Avira-Programme nutzt, könnte das Phantom VPN ein bequemer Zusatz innerhalb der Produktfamilie sein.
Insgesamt gibt es aber derzeit einfach zu viele Konkurrenten, die weitaus bessere Gesamtpakete liefern.

Kundenbewertungen
Was halten Kunden vom Phantom VPN? Wir haben die Kundenrezensionen einiger bekannter Review-Aggregatoren für Sie zusammengetragen:
Alternativen
Wenn Sie am Phantom VPN vor allem die Gratis-Version anspricht, gibt es ein paar offensichtliche Alternativen. Bei Hide.me etwa können Sie monatlich kostenlos 2 GB Datenvolumen nutzen und dabei auf 5 Standorte zugreifen. Auch Hotspot Shield und ProtonVPN gibt es mit gewissen Einschränkungen für lau.
Wenn Sie hingegen bereit sind, für einen zuverlässigen VPN-Dienst etwas Geld auf den Tisch zu legen machen Sie mit unseren Testsiegern NordVPN und ExpressVPN nichts verkehrt. Beide bieten weitaus größere Server-Netzwerke, mehr Funktionen, eine Top-Performance und unabhängige Sicherheits-Audits.
Die besten Alternativen zum Phantom VPN finden Sie hier:






