VPNs im Test: Perfect Privacy
Perfekte Anonymität im Internet - ist dies überhaupt zu bewerkstelligen? Ja, behauptet Perfect Privacy. Der Schweizer VPN-Anbieter ist im Vergleich zur Konkurrenz eher unbekannt, scheut sich aber nicht vor großen Versprechen. Wie nah das Programm der Perfektion tatsächlich kommt, und in welcher Hinsicht Perfect Privacy alles andere als perfekt ist, verrät unser Test.
Was ist Perfect Privacy?
Perfect Privacy ist ein VPN-Dienst mit Sitz in der Schweiz, der sich besonders an Nutzer richtet, denen Sicherheit und Anonymität am Herzen liegen. Der im Vergleich zu mancher Konkurrenz eher kleine Anbieter ist seit 2008 auf dem Markt und vertraut auf Open Source-Software.
Testbericht
Pro & Contra
viele Sicherheits-Features
einfache Bedienung
mangelhafte Performance
kleines Server-Netzwerk
hässliche Anwendungen
keine iOS-App
Bedienung und Features
Die Client-Auswahl ist bei Perfect Privacy etwas begrenzt: Anwendungen gibt es nur für Windows, Mac und Android - nicht einmal iOS wurde bisher eine App spendiert. Für iPhones und andere Geräte und Betriebssysteme liefert die Website zwar Anleitungen zur manuellen Installation, aber eine größere Abdeckung wäre dennoch wünschenswert.
Nach der Installation der Windows-Version landen wir direkt im Einstellungs-Menü der App, wo wir unsere Zugangsdaten eingeben.
Langsam dämmert, warum die App-Auswahl des VPN-Dienstes bisher eher begrenzt sein könnte: Eine ansprechende Benutzeroberfläche scheint beim Schweizer Entwickler derzeit keine Priorität zu besitzen. Perfektion ist hässlich bei Perfect Privacy. Der Windows-Client ist eine Auflistung der verfügbaren Server in einer grauen Textbox, und ein elegantes Quick Connect-Feature gibt es nicht.
Vielleicht ist ein solches Feature aufgrund der Performance-orientierten Gestaltung der Anwendung sowieso unnötig: Bei Perfect Privacy haben Sie alle Server immer im Blick und können mit einem Klick auf das Stecker-Symbol daneben direkt eine Verbindung herstellen.
Die verfügbare Bandbreite ist mit einer grünen Leiste immer sichtbar, und optional können Sie auch die Ping-Latenz testen. Ordnen können Sie die Server alphabetisch nach Land oder Serverstandort, Ping-Qualität oder der verfügbaren Bandbreite. Favoriten oder ähnliche Kategorien gibt es nicht - weil die Server aber überschaubar sind, ist dies nicht unbedingt notwendig.
Bleibt die Vorderseite der Perfect Privacy-App wenig beeindruckend, wird der Client beim Blick hinter die Kulissen schon weitaus interessanter. In den Einstellungen gibt es - neben den typischen Optionen zu Autostart & Co. - auch besondere Sicherheits-Features, im Einklang mit dem Datenschutz-Fokus des Anbieters.
So können Sie verschiedene Einstellungen zum DNS-Schutz vornehmen und das DNS bei Bedarf auch manuell festlegen. Der Kill Switch versteckt sich bei Perfect Privacy in der "Firewall", die bei VPN-Problemen die Verbindung automatisch abbricht.
Besonders interessant ist das Cascading-Feature: Hierbei werden bis zu vier VPN-Verbindungen hintereinander verkettet, was die Verbindung noch sicherer und schwieriger zu knacken, aber auch langsamer macht. Mit der Stealth VPN-Funktion hingegen können Sie Zensur in restriktiven Ländern (wie China) mit SSH Tunneling umgehen.
Andere Datenschutz-Features lassen sich nur über die Website aktivieren: NeuroRouting etwa sorgt dafür, dass Ihr Traffic möglichst wenige Umwege im Internet nimmt. Mit TrackStop können Sie bestimmte Domains direkt auf der VPN-Ebene blockieren. Einige der Sicherheits-Funktionen von Perfect Privacy sind durchaus beeindruckend, und machen das VPN für Nutzer, denen Datenschutz besonders am Herzen liegt, mehr als einen Blick wert. Eine Funktion, auf die wir nur ungern verzichten, fehlt aber leider: Split Tunneling.
Wer ein VPN aus Streaming-Gründen braucht, wird mit Perfect Privay zudem nicht glücklich: Netflix, BBC iPlayer oder Amazon durchschauten unsere Verbindungsversuche und ließen uns nicht durch. Gekennzeichnete, Streaming-freundliche Server wie bei anderen Anbietern gibt es sowieso nicht, denn Perfect Privacy hat andere Prioritäten.
Mobile App
Die Android-App von Perfect Privacy ist ähnlich der Desktop-Version extrem einfach gehalten: Eine scrollbare Liste zeigt die verfügbaren Server, wobei es im Gegensatz zur Windows-Anwendung keine Informationen zur Auslastung gibt.
Ansonsten lässt sich mit der App wenig anstellen: Einstellungen gibt es bis auf die Möglichkeit, ein Default-VPN-Profil zu verwenden, bisher nicht. Kein Split Tunneling, keine Protokoll-Wahl, nichts. Einige der Sicherheits-Einstellungen, die Sie auf der Perfect Privacy-Website vornehmen, gelten aber Account-weit, also auch für Ihre mobile VPN-Verbindung. Die App selbst steckt aber noch in den Kinderschuhen.
Perfect Privacy verzichtet auf ansprechendes Design oder praktische Features wie Streaming- oder P2P-Server, um eine VPN-Erfahrung zu bieten, bei der sich alles um die Maximierung von Sicherheit und Anonymität dreht. Damit spricht der Anbieter ein bestimmtes Klientel an, und das mit Erfolg: Wer auf Privatsphäre pocht, bekommt hinter der hässlichen Oberfläche ein tolles Gesamtpaket geliefert. Wenn Perfect Privacy seine Features noch etwas besser verpacken und auf mobile Versionen übertragen könnte, könnte der Anbieter vielleicht aus dem Schatten der VPN-Größen treten.
Note: 2,3
Server-Netzwerk
Perfect Privacy stellt etwa 60 Server in insgesamt 23 Ländern zur Verfügung. Die Mehrheit davon befindet sich in Europa, mit Ausläufern in den USA, Hong Kong, Ägypten, Japan oder Singapur.
Weder die Server-Anzahl, noch die Größe und Dichte des Netzwerkes können also wirklich überzeugen: Im Vergleich zu anderen Anbietern, die teils mehrere Tausend Server auf der ganzen Welt anbieten, ist das Netzwerk von Perfect Privacy doch eher mickrig.
Note: 4,0
Performance
Wir testen die Performance der VPNs von einem Server in Frankfurt mit 1 Gbit/s-Anbindung aus. Dabei testen wir mehrmals täglich einen zufälligen Perfect Privacy-Server, um ein ausführliches Bild der Geschwindigkeiten zu zeichnen. Mehr Informationen zur Methodik finden Sie in unserem VPN Speedtest.
Die folgende Tabelle zeigt, absteigend nach Download + Upload-Geschwindigkeiten sortiert, die Ergebnisse der letzten 365 Tage zum Zeitpunkt des Tests:
Zum Zeitpunkt des Tests erreichte Perfect Privacy mit einem Download von 81,9 Mbit/s und einem Upload von 14,6 Mbit/s den 15. und letzten Platz in unserem Speedtest. Die starken Sicherheits-Features scheinen hier ihren Preis einzufordern: Mangelhafte Geschwindigkeiten machen dem Datenschutz-orientierten VPN leider einen Strich durch die Rechnung.
Das folgende Diagramm zeigt die durchschnittliche Geschwindigkeit von Perfect Privacy in den vergangenen Monaten.
Note: 5,0
Sicherheit und Privatsphäre
Die besonderen Sicherheits-Features von Perfect Privacy haben wir bereits hervorgehoben. Funktionen wie TrackStop, Cascading, NeuroRouting oder Port-Weiterleitungen machen das VPN in der Tat "perfekt" für auf Datenschutz bedachte Nutzer, die mehr als nur die Basics abdecken möchten. Doch auch die Basics lässt Perfect Privacy in Sachen Sicherheit nicht außer Acht: Ein Kill Switch ist als "Firewall" vorhanden, und auch DNS-Schutz wird geliefert. Das VPN ist in dieser Hinsicht exzellent aufgestellt.
Darüber hinaus verschlüsselt Perfect Privacy den Datenverkehr mit dem Industrie-Standard AES 256 Bit, wobei Sie auch andere Arten der Verschlüsselung auswählen können (etwa für den Fall, dass weniger CPU-Leistung zur Verfügung steht).
VPN Leaks (IPv6, DNS und WebRTC) konnten wir im Test nicht entdecken.
Weil die Privatsphäre bei Perfect Privacy bereits im Namen steckt, haben wir auch in diesem Punkt hohe Erwartungen an das Programm - und es enttäuscht nicht. Wie die meisten VPN-Anbieter lockt Perfect Privacy mit dem Versprechen, keine Nutzeraktivitäten zu protokollieren. Diese Versprechen sollte man immer mit Vorsicht genießen: Zum Audit von unabhängigen Dritten sind VPN-Dienste schließlich nicht verpflichtet, und "No Logs"-Behauptungen großer Anbieter wurden bereits in der Vergangenheit immer wieder wiederlegt. Bisher gibt es aber bei Perfect Privacy keinen handfesten Grund, die Behauptungen in Frage zu stellen, und auch Datenschutz-orientierte Websites geben dem VPN-Dienst gute Bewertungen.
Perfect Privacy hat seinen Sitz in der Schweiz, wobei die "technische Umsetzung" laut Website in Panama unter dem Namen Webinvest International SA geregelt wird. Die Schweiz hat strikte Datenschutzregeln, und Panama ist aufgrund der Unabhängigkeit von westeuropäischer und amerikanischer Justiz ein beliebter VPN-Standort.
Perfect Privacy macht seinem Namen alle Ehre und ist eine gute Wahl für Nutzer, denen Anonymität und Sicherheit im Internet am Herzen liegen.
Note: 1,3
Kundensupport
Im Hilfe-Bereich von Perfect Privacy gibt es verschiedene Anleitungen zur VPN-Einrichtung, FAQs und ein Forum, in dem allerdings nicht allzu viel los ist. Wer direkt mit einem Support-Mitarbeiter sprechen möchte, kann dies per E-Mail und Support-Ticket tun. Einen Live-Chat gibt es leider nicht, was aufgrund der Größe des Unternehmens jedoch zu erwarten war.
Unsere Support-Anfragen wurden im Test nach etwa 18 Stunden beantwortet. Der Kundensupport von Perfect Privacy geht in Ordnung; eine Chat-Funktion wäre jedoch ein großes Plus.
Note: 2,3
Preisgestaltung
Perfect Privacy befindet sich zweifellos im oberen Preissegment. Wie bei VPNs gewohnt, ist das Abonnement billiger, je länger Sie es abschließen, doch selbst im 2-Jahres-Paket ist der Monatspreis noch hoch. Im Vergleich zu manchen Top-VPNs zahlen Sie hier gar das Dreifache - die zusätzlichen Sicherheits-Features müssen Ihnen das also wert sein. Eine aktuelle Preisliste finden Sie in der folgenden Tabelle:
24 Monate | 12 Monate | 1 Monat | |
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Preise | |||
Einrichtungsgebühr | 0,00 € | 0,00 € | 0,00 € |
Grundpreis pro Monat | 8,96 € | 9,99 € | 12,99 € |
Vertragslaufzeit (Monate) | 24 | 12 | 1 |
Limits | |||
Datenvolumen | unbegrenzt | unbegrenzt | unbegrenzt |
Anzahl Geräte | unbegrenzt | unbegrenzt | unbegrenzt |
Features | |||
Anzahl Server | 50 | 50 | 50 |
Anzahl Länder | 23 | 23 | 23 |
Keine Logs | |||
P2P erlaubt | |||
Tor Zugang | |||
Kill Switch | |||
Protokolle | OpenVPN PPTP SOCKS5 IKEv2 IPSec L2TP | OpenVPN PPTP SOCKS5 IKEv2 IPSec L2TP | OpenVPN PPTP SOCKS5 IKEv2 IPSec L2TP |
Bezahlen können Sie Ihren Kauf neben Kreditkarte und PayPal auch sicher und anonym mit Bitcoin.
Fazit
Gerne würden wir Perfect Privacy lieben, denn das Schweizer Unternehmen zählt zu den sympathischeren Anbietern auf dem Markt. Hinter der hässlichen App verstecken sich mächtige Sicherheits-Tools, die Datenschützer sicher gerne auch auf bei anderen VPN-Diensten sehen würden.
Leider steht und fällt ein VPN dennoch mit seiner Performance, und hier kann Perfect Privacy nicht einmal annähernd überzeugen. Weil der Dienst zudem weitaus teurer ist, als sogar die besten Anbieter auf dem Markt, fällt es schwer, den Service zu empfehlen. In seiner derzeitigen Form eignet sich Perfect Privacy eher für ein Nischenpublikum, das in erster Linie die Sicherheits-Features erwirbt.
Kundenbewertungen
Leider konnten wir noch nicht genug Kundenrezensionen zu Perfect Privacy erfassen, um ein repräsentatives Bild der Kundenmeinungen zu zeichnen.