VPNs im Test: ZenMate
Zen steht für Gelassenheit, Einfachheit und Intuition. Was das mit deutschen Tech-Firmen zu tun hat? Zyniker sehen einmal mehr die Aneignung fernöstlicher Weisheiten zu Marketing-Zwecken. Gibt man ZenMate etwas Vertrauensvorschuss, bekommt man die buddhistische Tradition mit etwas Vorstellungskraft mit ihrer Software unter einen Hut: Ein VPN ermöglicht schließlich gelassenes Surfen - und das mit einer möglichst einfachen Benutzeroberfläche.
Was ist ZenMate?
ZenMate ist ein VPN-Anbieter mit Sitz in Berlin, der seit 2018 zur israelischen Tech-Firma Kape Technologies gehört, die auch CyberGhost und andere Datenschutz-Software im Portfolio hat. Ob ZenMate von dieser Infrastruktur profitiert und guten Gewissens surfen lässt, oder besser nochmal über die eigene Mission meditieren sollte, verrät unser Test.
Testbericht
Pro & Contra
benutzerfreundliche Anwendungen
gute Geschwindigkeiten
kein Split-Tunneling
unbeeindruckendes Server-Netzwerk
Fragezeichen bei Datenschutz und Privatsphäre
Bedienung und Features
Mit einem ZenMate-Abo können Sie bis zu 5 Geräte registrieren, womit das Angebot etwa im Mittelfeld liegt. Neben Anwendungen für Windows, MacOS, Linux, Android und iOS gibt es auch Erweiterungen für Firefox, Opera und Chrome.
Nach dem Erwerb durch Kape Technologies wurde der ZenMate-Software ein zeitgemäßes Umstyling verpasst. Die Benutzeroberfläche der Anwendung gleicht damit einem anderen VPN-Eigentum von Kape, CyberGhost, mit all dessen benutzerfreundlichen Stärken. Das Start-Panel ist um einen großen Ein-/Aus-Button organisiert, das Sie mit nur einem Klick mit dem besten Server-Standort verbindet. Das langgezogene Interface erinnert an eine Smartphone-App, und genau die Art intuitive Bedienung, die man von Mobilgeräten kennt, streben die Entwickler an - mit Erfolg.
Wenn Sie auf den Server-Standort klicken, öffnet sich ein Dropdown-Menü, in dem Sie Ihre Favoriten und Streaming-taugliche Server auswählen können.
Möchten Sie hingegen aus der kompletten Server-Liste wählen, müssen Sie im Drodpown-Menü auf "Weitere Server" klicken oder das Extra-Fenster über den Pfeil-Button am rechten Panel-Rand ausklappen. Im erweiterten Menü finden Sie die Serverstandorte alphabetisch aufgelistet, wobei Sie natürlich auch auf eine Suchfunktion zurückgreifen können. Zudem gibt es spezielle Server für Torrents und Streams. Für jedes Land finden Sie außerdem Angaben zur Entfernung der Server und der Auslastung.
Weil die Software mit jener von CyberGhost praktisch identisch ist, kommen wir nicht umhin, Vergleiche aufzustellen - und hier zieht ZenMate meist den Kürzeren. VPN-typische Einstellungs-Möglichkeiten, etwa zum Kill Switch und Protokollen, gibt es natürlich, doch auf NoSpy-Server etwa müssen Sie verzichten (was vielleicht daran liegt, dass ZenMate seinen Firmensitz im für Datenschützer weniger paradiesischen Deutschland hat), und auch Verbindungsfunktionen wie der AdBlocker, NoTrack und die SmartRules fehlen. In der Server-Liste können Sie außerdem nur auf die Länder zugreifen, nicht die individuellen Server an sich.
Im Streaming-Test hatten wir gemischte Resultate: Aufs US-Netflix ließ uns der entsprechende Server problemlos zugreifen, an den digitalen Türstehern des BBC iPlayer kamen wir im ZenMate-Outfit allerdings nicht vorbei.
Mobile App
Die ZenMate-App für Android und iOS ist mit dem Start-Panel der Desktop-Version identisch. Auch hier reicht ein Druck auf den runden Start-Button in der Mitte, um Sie mit dem nächstbesten Server zu verbinden. Ein Klick auf die Schaltfläche darunter öffnet das Server-Menü, in dem Sie die komplette Länderauswahl finden.
Die Einstellungen sind im Vergleich zur Desktop-Anwendung und im Vergleich zur CyberGhost-App etwas beschnitten. Das VPN-Protokoll können Sie in der App nicht wechseln, und auch Split Tunneling-Optionen sucht man - wie auch am Desktop - vergebens.
Der Vergleich mit CyberGhost tut ZenMate nicht gut: Das Programm wirkt um Features beschnitten, die woanders Teil des Pakets sind. Auf Extras wie den zahnlosen AdBlocker können wir gut verzichten, doch andere Funktionen wie Split Tunneling oder NoSpy-Server fehlen uns doch. Insgesamt liefert ZenMate ein noch gutes Gesamtpaket ab, wobei viel Luft nach oben besteht.
Note: 2,7
Server-Netzwerk
ZenMate ist in mehr als 30 Ländern auf dem Globus vertreten, wobei sich die meisten Server in Europa befinden. Unter den insgesamt rund 300 Servern gibt es aber auch Standorte in Nordamerika und Asien, sowie Israel, Südafrika und Australien.
Die globale Abdeckung könnte schlechter sein, aber beeindruckend sind diese Zahlen nicht. Der Kape Technologies-Kollege kann beispielsweise doppelt so viele Länder verbuchen, ExpressVPN gar das Dreifache.
Note: 3,0
Performance
Wir nehmen die Performance der VPNs von einem Server in Frankfurt mit 1 Gbit/s-Anbindung aus unter die Lupe. Dabei testen wir mehrmals täglich einen zufälligen Zenmate-Server, um ein ausführliches Bild der Geschwindigkeiten zu zeichnen. Mehr Informationen zur Methodik finden Sie in unserem VPN Speedtest.
Die folgende Tabelle zeigt, absteigend nach Download + Upload-Geschwindigkeiten sortiert, die Ergebnisse der letzten 12 Monate zum Zeitpunkt des Tests:
Zum Zeitpunkt des Tests erreichte ZenMate Download-Raten von 144,9 Mbit/s und einen Upload von 17,5 Mbit/s und damit nur den 13. Platz in unserem Ranking. Insgesamt reicht die Geschwindigkeit aber noch für eine "gute" Gesamtnote.
Das folgende Diagramm zeigt die durchschnittliche Geschwindigkeit von ZenMate in den vergangenen Monaten.
Note: 2.0
Sicherheit und Privatsphäre
Die Desktop- und mobilen Versionen von ZenMate verschlüsseln Verbindungen nach AES 256-bit-Standard, die Browser-Erweiterungen hingegen "nur" mit 128-bit. Bei den Protokollen stehen die allesamt für ihre Sicherheit bekannten Vertreter OpenVPN, IKEv2 und L2TP zur Auswahl, wobei sich die meisten Nutzer auf die Voreinstellung verlassen werden.
Aufgrund des Firmensitzes in Deutschland fehlen ZenMate manche Datenschutz-Garantien, die Konkurrenten auf Panama oder den Britischen Jungferninseln bieten. Zwar hat Deutschland vergleichsweise gute Datenschutz-Gesetze, es ist jedoch Teil der multilateralen "14 Eyes"-Allianz - einem Zusammenschluss von Ländern, die Vereinbarungen zum Austausch von geheimdienstlich erlangten Informationen getroffen haben. Die meisten VPN-Nutzer werden sich davon wohl nicht betroffen fühlen, aber das Prinzip der Datensicherheit steht bei ZenMate somit auf einem weniger sicheren Fundament als bei vergleichbaren Anbietern mit anderen Firmenstandorten.
Unsere VPN Leak Tests (IPv6, DNS und WebRTC) bestand ZenMate ausnahmslos, und der Kill Switch ist sowohl am Desktop, als auch in den mobilen Apps, immer aktiviert.
ZenMate verspricht eine No Logging-Politik, die unter Datenschutz-Experten im Netz allerdings heiß diskutiert wird. ProPrivacy stellte 2018 beispielsweise fest, dass ZenMate doch Connection Logs speichern kann. Die Datenschutzrichtlinien haben sich seit der Übernahme von Kape Technologies geändert, und entsprechende Passagen sind in den Richtlinien inzwischen abgeändert:
Denn Kape Technologies, früher Crossrider, ist in der Vergangenheit bereits öfter mit Malware-Infektionen und anderen dubiosen Praktiken aufgefallen. Vielleicht sind die Sünden der Vergangenheit ausgebügelt, doch ein Mutterkonzern mit derartigen Bedenken wirft kein gutes Licht auf eine Software, die für Datenschutz und Privatsphäre stehen sollte.
Auf dem Papier kann man ZenMate also wenig vorwerfen, und unsere Tests bestand die Software ohne Probleme. Ein ungutes Gefühl bleibt aber dennoch.
Note: 3,0
Kundensupport
Obwohl das Unternehmen seinen Sitz in Deutschland hat, ist das Support-Zentrum mit FAQs und Anleitungen nur in englischer Sprache verfügbar. Dasselbe gilt für die direkte Ansprache, die nur per Formular verfügbar ist: "ZenMate Support antwortet auf Englisch, wegen unserer internationalen Nutzerbasis".
Während andere VPN-Anbieter Live-Chat und E-Mail-Support in mehreren Sprachen bereitstellen, hinkt ZenMate im Support-Bereich etwas hinterher. Etwas ärgerlich ist zudem, dass Anfragen per Kontaktformular keine automatische E-Mail-Benachrichtigung triggern und die Fragen von Beginn an protokollieren. Antworten auf unsere Gesuche kamen erst nach etwa vier Tagen.
Note: 3,0
Preisgestaltung
Sie haben die Wahl zwischen einer monatlichen, jährlichen und zweijährlichen Abrechnung. Am teuersten ist ZenMate, wenn Sie das VPN Monat für Monat nutzen - im 2-Jahres-Paket ist der Service hingegen im Vergleich zu anderen VPNs wirklich günstig. Hier finden Sie die aktuellen Preise:
18 Monate | 6 Monate | 1 Monat | |
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Preise | |||
Einrichtungsgebühr | 0,00 € | 0,00 € | 0,00 € |
Grundpreis pro Monat | 2,22 € | 5,39 € | 10,99 € |
Vertragslaufzeit (Monate) | 18 | 12 | 1 |
Limits | |||
Datenvolumen | unbegrenzt | unbegrenzt | unbegrenzt |
Anzahl Geräte | 5 | 5 | 5 |
Features | |||
Anzahl Server | 3.000 | 3.000 | 3.000 |
Anzahl Länder | 30 | 30 | 30 |
Keine Logs | |||
P2P erlaubt | |||
Tor Zugang | |||
Kill Switch | |||
Protokolle | OpenVPN PPTP SSTP IKEv2 IPSec L2TP | OpenVPN PPTP SSTP IKEv2 IPSec L2TP | OpenVPN PPTP SSTP IKEv2 IPSec L2TP |
ZenMate gibt es in der Browser-Erweiterung auch als kostenlose Version. Jene ist auf 4 Server-Standorte und 2 MB/s beschränkt.
Wenn Sie ZenMate für Ihr Unternehmen nutzen möchten, können Sie mit einigen Angaben ein individuelles Angebot anfordern.
Fazit
Ob wir genauso kritisch wären, wenn ZenMate aufrund der Zusammengehörigkeit nicht ständig Vergleiche zu CyberGhost einladen würde, wissen wir nicht. Doch in mancher Hinsicht hinkt das VPN einfach ein bisschen her. In Sachen Performance und Geschwindigkeit lässt man sich nichts zu Schulden kommen, doch viele andere Stärken von CyberGhost fehlen dem kleinen Bruder - und die Schwächen, besonders in Bezug auf die fragwürdigen Datenschutz-Regeln, werden übernommen. Eine Empfehlung fällt in Anbetracht der Konkurrenz also schwer; dafür lockt ZenMate mit einer Gratis-Version und einem guten Preis.
Kundenbewertungen
ZenMate kommt anhand der von uns erfassten Reviews auf eine "gute" Gesamtbewertung. Der Kundensupport wird in den Rezensionen oft gelobt, aber auch regelmäßig kritisiert. Einige Nutzer heben die gute Performance, etwa bei Streaming-Diensten, hervor.